Selbst entscheiden, wann man gehen möchte.

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
ismaela Avatar

Von

Durch einen relativ langen Interview-Artikel mit der Autorin im Bücher-Magazin und auf Grund der Inhaltszusammenfassung war ich sehr gespannt auf dieses Buch, auf diese Geschichte insgesamt, denn meiner Meinung nach wird immer noch viel zu vehement dagegen gewettert, wenn ein Mensch sein oder ihr Leben - selbstbestimmt - beenden möchte.

Das nämlich möchte die alternde Schlagersängerin Hella, die auf dem Weg in die Schweiz ist, um aktive Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen. Doch auf dem Weg dorthin "begegnet" ihr die 15jährige Juli, die von einer Autobahnbrücke springt. Doch anstatt in den Tod zu springen überlebt Juli leicht verletzt und wird von Hella erst ins Krankenhaus und dann weiter auf ihrer Reise mitgenommen.
Es beginnt ein unaufgeregter Roadtrip Richtung Süden, während dessen die beiden unterschiedlichen Frauen langsam zusammenwachsen und sich ihre jeweiligen Schwindeleien, aber auch Wünsche, Träume und Ängste (mit-)teilen.

Insgesamt hat mich die Geschichte ein bisschen enttäuscht - vielleicht lag es daran, dass ich höhere Erwartungen hatte, vielleicht auch daran, dass die Autorin ihr Buch selbst eingelesen hat und dadurch manches sprachlich einfach anders transportiert wurde, als ich es gelesen hätte. Die beiden Frauen fand ich sehr sympathisch, doch letztendlich fand ich den Sterbewunsch von Hella ein bisschen weit hergeholt (auch die Art und Weise, wie sie an diesen "Termin" gekommen ist). Juli ist depressiv und damit etwas glaubwürdiger was den Selbstmord angeht, aber auch hier war der Rest ein bisschen zu glatt und klischeehaft. Einmal wortkarg und verhuscht, dann wieder aufbrausend und laut. Und dann der Schluss. Für mich kam er viel zu schnell und abrupt - und viele lose Fäden wurden für mich auch nicht wirklich zufriedenstellend zusammengeführt.

Aber alles in allem ist das ein nettes Leseerlebnis für zwischendurch, und bestimmt höre ich mal wieder rein.