Begeisterung!

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Ich bin begeistert! Denn dieses Buch hat mich so gepackt und beschäftigt, dass ich die Sache mit den letzten Seiten nach einem Lesewochenendetatsächlich noch etwas hinausgezögert habe. Nun habe ich die letzte Seite gelesen und das Buch zugeschlagen, und möchte unbedingt direkt den zweiten Teil lesen, der vom Autor am Ende angekündigt wurde.

Der Inhalt
Die Hauptperson in diesem Thriller ist Jenny Aaron, und sie ist blind. Einst Mitglied einer international operierenden Eliteeinheit der Polizei in Berlin, ist sie nun -nach einem Spezialeinsatz mit unglücklichem Ende- als Verhörspezialistin beim BKA. Sie war schon in jungen Jahren eine hervorragende Polizistin und hat sich auch nach ihrer plötzlichen Blindheit nach dem Einsatz nicht von der Arbeit abhalten lassen. Als plötzlich die alte Einheit aus Berlin anruft und um ihre Mithilfe bittet, holt die Vergangenheit sie schlagartig ein. Denn Boenisch, ein gefährlicher Kerl den sie am Anfang ihrer Karriere ins Gefängnis brachte, hat im Gefängnis eine Psychologin brutal umgebracht. Die einzige Person, mit der er sprechen möchte, ist Jenny Aaron. Als sie sich auf den Weg nach Berlin macht ahnt sie noch nicht, dass die Begegnung mit dieser unangenehmen Vergangenheit nur ein niedlicher Anfang eines perfekt geplanten Rachefeldzuges ist. Aber Jenny Aaron ist nur blind und hat nicht so viele Fähigkeiten eingebüßt, wie man jetzt vielleicht denkt.

Stil, Machart, Meinung
Der Thriller ist in der Gegenwartsform verfasst, besteht aber auch aus vielen mit großer Bedeutung für die aktuelle Geschichte. Das besondere ist die Perspektive, denn wie schon gesagt ist die Hauptperson blind. Man wird in diesem Buch also keine Beschreibung von Dingen finden, die man sehen kann. Sondern von Dingen die man hört, fühlt oder riecht. Und das ist dem Autor so gut gelungen, dass ich von Anfang an in diese so andere Welt versetzt wurde, die zwar anders aber irgendwie auch intensiver dargestellt ist als sonst. Als Sehender muss man sich drauf einlassen und wird die Welt einer Blinden kennenlernen und viel über die Taktiken erfahren, mit denen Blinde sich zu helfen wissen um möglichst normal zu leben. Es ist erstaunlich!
Trotz der Behinderung, die ja nun nicht unerheblich ist, ist die Protagonistin keineswegs hilflos. Ganz im Gegenteil, sie hat von allen Ermittlern, Bösewichten und Beteiligten die „dicksten Eier“(kommt im Buch mal so vor, passender geht´s nicht). Diese verschiedenen Welten, die Fähigkeiten und der Mut und trotzdem auch Dinge, die sie einfach nicht kann, sind sehr gut beschrieben.
Der Schreibstil ist wie für mich gemacht. Man ist sofort drin, in der Handlung. Ich hasse an einem Buch nichts mehr als elendig lange Beschreibungen der Landschaft. Die Fallen hier ja eh weg, denn das kann man ja nicht sehen. Die Beschreibung der Wahrnehmung von Jenny Aaron ist sehr interessant und ein so ganz anderer Blickwinkel. Der Schreibstil ist knackig, zeilenlange Sätze mit gefühlten 20 verschachtelten Nebensätzen wird man hier niemals finden – danke dafür! Auch ist die Geschichte überaus informativ. Klar, man lernt etwas aus der Welt der Blinden, aber das ist noch lange nicht alles (wenn auch am faszinierendsten). Man lernt Dinge aus dem Arbeitsalltag von Scharfschützen und anderen Ermittlern und der Schreibstil hat grundsätzlich eine Zielgruppe, die auch ein bisschen was auf dem Kasten hat. Damit meine ich einfach, dass auch ein bisschen Allgemeinbildung an manchen Stellen vorausgesetzt wird.
Der Plot ist super und das Buch ist wirklich durchgehend spannend. Die Vergangenheit hängt mit der Gegenwart zusammen, es gibt eine Menge überraschender Wendungen und der Leser weiß zu keiner Zeit sicher, was ihn auf den nächsten Seiten erwartet. Es geht rasant zu, die Seiten blättern sich fast von allein und sehr schnell. Die Beziehungen der Personen untereinander sind sehr liebevoll angelegt und durch Kleinigkeiten auch sehr glaubwürdig untermauert. Und das Buch strahlt definitiv die intensive Recherchearbeit aus, die vom Autor Andreas Pflüger hereingesteckt wurde. Das macht die Geschichte noch eine Schippe glaubhafter, realer und packender.
Ein sehr kleines Detail, welches ich sehr schön fand: An einigen Stellen gibt es Listen. Z.B. „10 Gerüche, die Aaron mag“ oder „Geräusche, die Aaron mag“. Die passen gut zur Geschichte und enthalten auch allgemeine Dinge, ich finde sie sehr gut gemacht, so zwischendrin.

Die Punkte „was lernen wir daraus?“ (für das Schreiben eigener Texte) und Informationen über Reihe und Zielgruppe gibt es exklusiv nur auf meinem Blog: www.dietipperin.wordpress.com
So wird es hier nicht zu lang und vielleicht kommt der eine oder andere Besucher so auch bei mir vorbei.

Fazit
Ich vergebe 5 Sterne, bin hellauf begeistert und muss dringend den zweiten Teil lesen! Die ungewöhnliche Perspektive wurde ungewöhnlich gut umgesetzt. Die Hauptperson ist der Hammer, einerseits in einigen Dingen limitiert weil blind, andererseits knallhart und clever. Die Nebenpersonen sind ebenso liebevoll und interessant angelegt, der Plot ist super und es war sehr spannend und zu jeder Zeit unterhaltsam.