Bitte unbedingt mehr von Jenny

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gagamaus Avatar

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Jenny Aaron ist seit einem missglückten Zugriff mit ihrer Sondereinheit vollkommen erblindet. Aber stur und energiegeladen hat sie sich zurückgekämpft – ins Leben und ihren Job als Ermittlerin. Sie hat sich mit ihrer Behinderung arrangiert. Hat gelernt mit ihren anderen Sinnen zu sehen. Außerdem trainiert sie eine Kampfsportart und vermittelt auch bei ihren Kollegen den Eindruck dass sie auch weiterhin wehrhaft und kompetent ist. Ihre Verunsicherung über das Fiasko bei dem damaligen Einsatz behält sie weitgehend für sich. Die teilweise Amnesie über den Vorfall beginnt bereits zu bröckeln und sie hofft ständig, dass ihr Gedächtnis wieder vollständig zurückkehrt.

Der Einsatz, zu dem sie nach Berlin gerufen wird, ist von Anfang an ein ungewöhnlicher. Ein Inhaftierter Gewaltverbrecher, den sie einst selbst mit hinter Gitter gebracht hatte, hat eine Psychologin ermordet und will nur mit Jenny sprechen. Aber dahinter steckt viel mehr, als alle ahnen.

Andreas Pflügler hat mit seiner Heldin Jenny Aaron eine sehr ungewöhnliche Hauptdarstellerin und Ermittlerin in einem Kriminalroman erschaffen. Ihre Behinderung gibt diesem Buch eine weitere, mir so noch unbekannte Erzählebene. Die Empfindungen und Gefühle einer blinden Polizistin werden sehr glaubwürdig geschildert. Es stellte sich mir gar nicht wirklich die Frage, ob es überhaupt so etwas gäbe – eine blinde Ermittlerin? In Jennys Fall erschien es mir ganz logisch und sogar teilweise hilfreich, dass sie durch ihre Behinderung viel empfindsamer und aufmerksamer geworden ist. Das Aufeinandertreffen mit dem inhaftierten Boenisch ist ein Psychoduell, welches mich in seiner Dramatik an „Das Schweigen der Lämmer“ denken lies, auch wenn Boenisch natürlich nicht Lektors Charisma hat und auch ganz andere Beweggründe ihn zu seinem Handeln getrieben haben.
Mir hat dieser erste Teil überaus gut gefallen und ich hoffe sehr, dass es eine Fortsetzung geben wird.

Unbedingt hervorheben möchte ich die tolle Optik dieses Romans. Ich bin in den gelben Schnitt und die gelbe Blindenschrift total verliebt. Liebe Verlags-Verantwortlichen: Bitte unbedingt beim nächsten Teildieser Reihe ähnliche Hardcoverausstattung. Ist wirklich ein Eyecatcher.