Endgültig

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Andreas Pflügers Thriller "Endgültig" handelt von Jenny Aaron, einer ehemaligen Angehörigen einer Eliteeinheit der Polizei - bis sie bei einem Einsatz in Barcelona ihr Augenlicht verlor. Nach einer Auszeit, um beispielsweise Mobilitätstraining zu absolvieren, arbeitet sie jetzt als Vernehmungsspezialistin beim BKA. Boenisch, für dessen Verhaftung sie als junge Polizistin gesorgt hatte, hat eine Psychologin im Gefängnis ermordet und Aaron wird um Beratung beim Fall gebeten. Doch nach und nach kommt sie hinter die wahren Motive des Mordes und den Zusammenhang mit dem Fall in Barcelona, bei dem sie erblindete.
Zuerst einmal muss man sagen, dass der Autor viel Recherchearbeit geleistet hat um das Buch so authentisch wie nur möglich schreiben zu können. Dies ist ihm definitiv gelungen. Man kauft ihm den Charakter von Jenny Aaron 100%tig ab, die nach verbissenem Training trotz Späterblindung nahezu alle Schwierigkeiten bewältigen kann und sich nicht nur im Alltag bestens zurechtfindet - auch ohne Hilfe. Ich fand es sehr interessant, die Geschichte aus der Sicht einer Blinden zu lesen, da man so auch erfährt, wie sie sich fühlt und wie sie von anderen Menschen behandelt werden möchte.
Das Buch ist sehr spannend geschrieben, man erfährt immer nur kleine Puzzleteile von Aarons Geschichte und den Hintergründen des Mordes an der Psychologin. Es gibt sehr actionreiche Szenen mit Aaron, die das Buch sehr interessant machen (wenn auch geringfügig unglaubwürdig).
Das Einzige, das mir nicht gefallen hat, waren Aarons "Vorahnungen" oder "Visionen", die der Geschichte etwas Abstraktes und Unglaubwürdiges geben. Auch Aarons Glaube an Bushidó kam mir manchmal etwas unverständlich vor - aber abgesehen von diesen zwei Mini-Mängeln hat mir die Geschichte sehr gut gefallen.
Auch der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen, nur manchmal verfiel der Autor in eine Art Telegrammstil, sehr abgehackt und ohne Verben. Ein Satz, der dies verdeutlicht, ist beispielsweise: "In Schießkino Partymusik, Gedränge." Dieser Schreibstil gefällt mir nicht, da er mich sehr an Max Frisch und meine verhasste Schullektüre "Homo faber" erinnert (Beispiel: "Wir gingen schwimmen, weil warm.")
Auch das Cover ist sehr Krimi-mäßig gestaltet, sogar Braille findet sich darauf, wodurch das Buch noch authentischer wird.
Alles in allem kann man das Buch durchaus empfehlen.