Spannender Thriller

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isbel Avatar

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Thriller lese ich selten. Aber nach dem ich diesen hier gelesen habe, sollte ich dem Genre vielleicht mehr Chancen einräumen.

Jenny Aaron hat nach ihrer Erblindung die Eliteeinheit verlassen und arbeitet beim BKA als Verhörspezialistin. Als jedoch in einer Haftanstalt eine Psychologin ermordert wird und der Täter nur mit ihr reden will, wird sie zurück zur "Abteilung" beordert. Bald wird klar, dass hinter dem Mord ein viel größerer Plan steht und Aaron sich mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen muss, um lebend aus dieser Situation herauszukommen.

Der Schreibstil von Herrn Pflüger ist sehr klar, direkt und flüssig zu lesen. Am Anfang hatte ich etwas Schwierigkeiten bei den Rückblenden, weil sie urplötzlich und ohne große Ankündigung kamen, aber daran hatte ich mich sehr schnell gewöhnt.

Mit unserer Hauptperson Aaron (Vornamen sind in diesem Buch überbewertet ;) ) bin ich leider nicht warm geworden. Erst habe ich gedacht, das läge daran, dass sie blind ist und ich mich deswegen nicht in sie hineinversetzen kann, aber das war es nicht. Ich fand eher total interessant die Geschichte aus der Sicht einer Blinden zu lesen. Das hat Herr Pflüger auch wunderbar hinbekommen. Während man die Geschichte aus ihrer Sicht liest, fehlen nämlich sämtliche Beschreibungen, die ein Sehender hat. Räume und Orte werden nur so beschrieben, wie Aaron sie wahrnimmt und trotzdem konnte ich mir diese bildlich vorstellen. Aaron selbst ist mir zu kühl und "perfekt". Sie hat eindeutig Schwächen und damit meine ich jetzt nicht ihre Blindheit, aber dass sie sich niemanden anvertraut und sich einfach in die Hände der Verbrecher begibt. Ich weiß nicht, dass habe ich trotz ihrer Vergangenheit und ihrer Motivation nicht abkaufen können.
Neben Aarons Sicht wird die Geschichte auch viel von Pavlik erzählt. Während Aaron in den Händen der Verbrecher ist, erfährt man über ihn, welche Maßnahmen die Abteilung trifft. Pavlik ist auch eindeutig mein Lieblingscharakter des Buches. Obwohl er sich voll und ganz auf seine Aufgaben konzentiert und alles andere ausblendet, zeigen sich auch immer wieder seine Emotionen, die ihn mir einfach symphatisch machen mussten.
Der hauptsächliche Gegenspieler Holm ist ein Psychopath, der jahrelang auf seine Rache gewartet hat und dessen Motive erst am Ende des Buches vollständig enthüllt werden. Holm ist nicht in Lage Mitleid zu empfinden und seine Erklärungen, warum seine Taten nicht sinnlos sind, sondern eine Zweck erfüllen, haben mich oft den Kopf schütteln lassen.

Die Geschichte hat mich sehr schnell in ihren Bann gezogen und ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Nie wusste man, in welche Richtung es sich entwickeln wird und durch die schrittweise Einführung in die gemeinsame Vergangenheit von Aaron und Holm blieb die Spannung bis zum Ende bestehen.
Es war interessant zu erfahren, wie jemand Blindes den Alltag meistert. Vor allem, da Herr Pflüger sich das Wissen nicht nur angelesen hat, sondern sich mit Blinden, Ärzten und Mobilitätstrainern getroffen hat, um dies so real wie möglich beschreiben zu können (man beachte sein Nachwort). Auch die Arbeitsweise der Abteilung ist, nach Herrn Pflüger, realen Arbeitsweisen nachempfunden und ich fand sehr schön, die Schritte so detailliert beschrieben zu bekommen.