Thriller mit Anspruch

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hiclaire Avatar

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„La sagrada familia“ lautet die Überschrift auf der ersten Seite und es folgt ein Wahnsinns-Einstieg, wohl eine Art Prolog , wenn auch nicht explizit als solcher bezeichnet. Die dort geschilderten Ereignisse sind von elementarer Bedeutung für die Geschichte und ich habe im weiteren Verlauf noch ein paar Mal zurückgeblättert um mir die Details zu vergegenwärtigen.

Nach diesem atemberaubend spannenden „Vorspann“ setzt die Geschichte fünf Jahre später wieder ein. Jenny Aaron erweist sich immer noch als Kämpferin. Unterstützt von ihrem inzwischen verstorbenen Vater hat sie alles getan um die traumatischen Geschehnisse von Barcelona zu verarbeiten und mit ihrer Blindheit klar zu kommen.

Im Anschluss daran gab es eine kurze Phase, in der ich einige Bruchstücke nicht so recht einordnen konnte, aber das hat sich rasch erledigt. Das Tempo zog an, die einzelnen Teile wurden zunehmend verknüpft, griffen ineinander und eine unglaublich dicht erzählte Geschichte um Loyalität, Schuld und Rache nahm ihren Lauf, deren atemlose Spannung mich bis zur letzten Seite nicht mehr losließ.

Für einen so spannenden Thriller bietet das Buch eine erstaunliche Tiefe und Vielschichtigkeit. Beeindruckt hat mich dabei weniger die zweifellos mitreißende Handlung, als die unglaublich intensive Zeichnung der einzelnen Figuren in ihren Stärken und Schwächen sowie den komplexen Beziehungen untereinander. Nicht zu vergessen, die beeindruckende Recherche auf mehr als einem Gebiet, auch wenn ich zugebe, dass die Informationen zu dem „Klick-Sonar“ mich am meisten fasziniert haben.

Auch der Stil begeistert mich ohne Einschränkung. Sprachlich ist das Buch brillant, jedes Wort sitzt. Knapp, stellenweise fast telegrammartig, trotzdem intensiv – einfach perfekt. Als Kontrast dazu immer wieder poetisch anmutende Formulierungen und Beschreibungen, dazwischen geworfen wie funkelnde kleine Edelsteine. Um nur einen von vielen zu nennen: „Augen wie Steine, auf denen Meersalz trocknet“!

Titel und Cover gefallen mir in ihrer knappen Schlichtheit und passen zum Inhalt.
Den gelben Schnitt mag ich weniger, obwohl er natürlich prima zur gelben Brailleschrift des Covers passt.

Absolut empfehlenswert für jeden, der einen Thriller mit Anspruch und Tiefe zu schätzen weiß, bei dem auch Action nicht zu kurz kommt.