Emotionales Erbe aus drei Perspektiven

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Wie schon in den vorherigen Romanen befasst sich Axel Schulman in seinem neuen Werk „Endstation Malma“ mit dem emotionalen Erbe der familiären Herkunft. Im Gegensatz zu den anderen Büchern ist der neue Roman nicht autobiographisch geprägt. Dennoch erkennt man Schulmanns Handschrift und seine zentralen Themen wie Beziehungen und Emotionen innerhalb der Familie.

Im Mittelpunkt stehen Harriet, Oskar und Yana, deren Geschichte miteinander verknüpft ist und in abwechselnden Kapiteln erzählt wird. Die Bahnfahrt nach Malma ist erzählerisch der Dreh- und Angelpunkt.

Nach der Scheidung der Eltern wird Harriet von ihrer Schwester getrennt und lebt fortan beim Vater, der aber seiner anderen Tochter den Vorzug gegeben hätte. Harriets Aufwachsen ist geprägt von der emotionalen Distanz ihres Vaters und prägenden Ereignissen – hier eine Schlägerei mit der Schwester, die für diese im Krankenhaus endet, da ein Kaninchen, das Harriet versehentlich tötet. Auch wenn diese als zentrale Momente fungieren sollen, wirken sie zuweilen befremdlich – einerseits bleibt das emotionale Erleben Harriets für die Lesenden unzugänglich, andererseits wirkt es fast schon überzeichnet.

Als junge Frau lernt Harriet Oskar kennen, sie gründen eine Familie. Zunehmend wird die Beziehung schwierig, Harriets Verhalten ist immer wieder Anlass für Streit. Es bleibt offen, weshalb Harriet so agiert. Aus psychologischer Sicht kann man eine bipolare Störung vermuten, auch in ihrem Bindungsverhalten könnte man Harriet eine Störung attestieren. Erzählerisch bleibt die Schilderung des emotionalen Erlebens Harriets auf Distanz und hält dem Vergleich mit den beiden Vorgängerromane nicht ganz stand.

Das Erzählen auf drei Zeitebene aus personaler Perspektive – Harriet, Oskar und Yana – erzeugt eine hohe Spannung, die im Ankommen in Malma kulminiert und dort bedeutungsaufgeladen aufgelöst wird. Strukturell nähert sich der Roman damit fast einem Film an und man mag sich eine Verfilmung dieses Werkes sehr gut vorstellen.

Trotz mancher Einwände empfehle ich „Endstation Malma“ als Roman, der gut und spannend zu unterhalten weiß.