Sprachgewaltige und berührende Geschichte

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christini686 Avatar

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"Das Glöckchen an der Schranke bimmelt noch immer. Ansonsten ist es vollkommen still. Oskar blickt zu Boden, die Stirn auf dem Bahnsteig, und er sieht nichts, aber alles hat Konturen, das Schwarze ist kristallklar, wie vielleicht immer in dem Leben, in dem man einen Blick auf dich selbst erhascht." (S.307)

Diese Buch hat mich sehr beeindruckt. Welche Wunden aus der Vergangenheit prägen dein Verhalten oder das deiner Mitmenschen? Man ist sich oft selbst nicht bewusst darüber. In dieser Geschichte geht es um 3 Menschen, deren Leben miteinander verbunden sind. Alex Schulmann schafft es mit seiner ausdrucksstarken Sprache, über verschiedene Zeitstränge hinweg, Erlebnisse aus verschiedenen Perspektiven zu verbinden. Das klingt anstrengend, aber ich konnte mich wunderbar in die Charaktere und damit in deren Zeit der Geschichte einfühlen. Ich hatte schon "Die Überlebenden" von ihm gelesen und war genauso ergriffen. Dieses Buch habe ich gern im Anschluss noch einmal von hinten an den Anfang durchgeblättert und mich erfreut, wie schön die Geschichten ineinander greifen.

"Wenn ihre Eltern sich stritten, stellte Yana sich oft vor, dass das was sie hörte, Hilferufe von Eingesperrten wären, einem Mann und einer Frau die irgendwo gefangen gehalten wurden und verzweifelt herauszukommen versuchten. Und wenn dann Stille einkehrte, dachte sie sich, dass sie wohl aufgegeben und begriffen hatten, dass niemand kommen würde, um sie zu befreien." (S.147)