geschichtsträchtige Tagebücher

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Die Schriftstellerin Erica Falck hat genug von der Babypause und sehnt sich, nach Monaten mit Geschrei und vollen Windeln, zurück zu ihrem Job. Da kommt es ihr gerade recht, dass Patrik anstatt zu Arbeiten, einige Monate Erziehungszeit mit der einjährigen Maja verbringen möchte. Doch als sie endlich an ihrem Schreibtisch sitzt, um das lange im Voraus geplante Buch in Angriff zu nehmen, fehlen die Worte. Statt dessen fällt ihr Blick auf einen Stapel Tagebücher, die sie auf dem Dachboden des Hauses gefunden hat, als sie längst vergessen geglaubte Habseligkeiten ihrer toten Mutter durchgesehen hat. Sie beginnt zu lesen und wird in eine Zeit katapultiert, als der zweite Weltkrieg wütete und auch das neutrale Schweden von dessen Folgen nicht verschont wurde.

Zur gleichen Zeit finden zwei Jungen in einem alten Haus die von Spuren der Verwesung gezeichnete Leiche eines ehemaligen Geschichtslehrers, der als Fachmann für Deutschland und die Nazis galt. Ein Anblick, den sie so schnell nicht wieder vergessen werden. Denn der leblose Körper ihres ehemaligen Nachbarn ist übersät mit Unmengen an Fliegen und anderen Insekten, die ihn als Nahrungsquelle für sich auserkoren haben. Aber auch Kommissar Mellberg, der sich kurz darauf auf den Weg zum Tatort macht, wird das Bild des toten Mannes einige Zeit verfolgen. Noch ahnt er nicht, dass dieser Fall ihn schon bald zu der Frau seines beurlaubten Mitarbeiters führen wird.

In „Engel aus Eis“ versteht es die Autorin Camilla Läckberg bereits auf den ersten Seiten ihres Buches, den Leser an das Geschehen zu fesseln. Eine Spannung, die das Resultat eines gut durchdachten Plots, aber auch einer flüssigen und sehr bildhaften Sprache ist, in die sie ihre Handlungen kleidet. Ohne es wirklich zu wollen, sieht der Leser den Schwarm surrender Fliegen förmlich vor sich, der den auf einem Schreibtischstuhl festgebundenen toten Körper eines Mannes hemmungslos und in purem Eigennutz bevölkert. Eine überaus unappetitliche Vorstellung und fast schon ein Grund sich die Nase zuzuhalten, um neben den grausamen Bildern, nicht auch noch den Geruch des Todes erahnen zu müssen.

Ein Krimi, der viel verspricht und neugierig darauf werden lässt, wie es eine schwedische Schriftstellerin versteht, die Stationen einer, für viele Menschen unrühmlichen, Geschichte aufzuarbeiten.