Konstruiert und vorhersehbar

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chrischid Avatar

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Als Hauptkommissar Paul Kalkbrenner am Tatort, einem verlassenen Fabrikgelände, gerufen wird, ahnt er noch nicht, was ihn und seine Kollegen erwartet. Aus diversen Kloakebecken werden immer mehr Leichen gehoben, allesamt Kinder und Jugendliche. Kalkbrenner und sein Team ermitteln in alle Richtungen und doch ohne greifbare und nachweisbare Spuren. Langsam rennt ihnen die Zeit davon, denn alle gehen davon aus, dass es noch mehr Leichen geben wird.

Wer bereits andere Titel aus der Feder von Martin Krist gelesen hat, weiß, dass er nicht nur gleich mehrere Handlungsstränge entwirft, sondern auch gerne mit den Perspektiven spielt. Nicht überraschend daher, dass dies auch in „Engelsgleich“ wieder der Fall ist. Auch wenn der Leser bereits zu Beginn ahnt, dass sich irgendwann eine Verbindung ergibt, so ist man doch gespannt wie sich diese schlussendlich darstellen wird.

Mitreißend erzählen und Spannung aufbauen kann der Autor ohne Frage. Doch scheint es dieses Mal, als wolle er zuviel. Zeitweise wirkt das Geschehen konstruiert, auf der anderen Seite erahnt man einige Dinge bereits sehr früh, die später bestätigt werden, obwohl es sich hier vermutlich um überraschende Wendungen hätte handeln sollen. Sicherlich ergeben sich durchaus auch einige Passagen, die den Leser schockiert oder auch überrascht zurücklassen, der gewünschte Effekt auf das Gesamtgeschehen gesehen, tritt allerdings nicht ein.

War man von „Die Mädchenwiese“ oder „Drecksspiel“ noch mehr als begeistert, ist man von „Engelsgleich“ vergleichsweise enttäuscht. Vor allem, da man weiß, dass der Autor es besser kann. Die Vorhersehbarkeit bricht diesem Werk eindeutig das Genick, obwohl es in weiten Teilen absolut spannend und rasant zugeht, so dass man aufpassen muss, um den Faden nicht zu verlieren. Man kann nur hoffen, dass es sich hier um einen Ausrutscher und einmaligen Tiefpunkt handelt, denn trotz allem möchte man weitere Werke aus der Feder des Autors nicht missen.