Dem Recht auf Heimat entrissen

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edda Avatar

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Tania Carvers Erstlingsroman Entrissen schafft es, uns über 490 Seiten hinweg gut zu unterhalten.

Sind die ersten Zweidrittel nötig um Zusammenhänge zwischen Serienmörder und Opfer zu erahnen sowie das Ermittlerteam und dessen menschlichen Verwobenheiten vorzustellen und haben wir nach und nach alle Namen, Fakten und die unendlich vielen Seufzer, die das Ermittlerteam ausstößt, verdaut, schon beginnt in wachsender Geschwindigkeit des letzten Drittels die Aufklärung der unglaublichen Mordserie.

Extreme Familienschilderung als Hintergrund der brutal ausgeführten Serienschlachtereien, daraus entstandene  Denkphantasien Hesters unglaublich konträr zu der uns bekannten Realität und Urempfinden lassen uns schaudern.
Hochschwangeren werden brutal die Föten entfernt. Der Grundgedanke der Auftraggeberin Hester: die Leihmütter (surrogates) würden keine Bindung aufbauen, so daß Hester mit Hilfe der entrissenen Babys eine richtige Familie gründen könne.

Tania Carver geht einerseits ins Extreme mit der Grundidee ihres Romans, andererseits beteiligt sie uns an dem gegengeschlechtlichen Spielen des Ermittlerteams sowie der Verdächtigen und wiegt uns so in Harmlosigkeit.
Ein zentrales Thema ist die Polarität männlich/weiblich, die Identitätssuche, die  dann in Hester in einer absurden Phantasiefigur eskaliert. Doch- wir werden wieder auf den Boden des bekannt Alltäglichen geworfen, der  Riss des Grauens schließt sich durch Aufklärung der Mordserie und wir können uns letztendlich mit Ermittler Phil Brennan und Psychologin Marina Esposita auf hoffentlich einen weiteren Fall freuen.