Thriller mit eingebundenem Liebesroman

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philipp.elph Avatar

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Dies ist kein Thriller für ein schwaches Herz oder einen sensiblen Magen.

Mir drehte sich beinahe der Magen um, als ich das erste Kapitel von Tania Carvers Erstling „Entrissen“ las, ähnlich wie den Spurensuchern, die am Tatort eines grausamen Doppelmordes arbeiteten und Papiertüten in den Händen hielten. Papiertüten, von denen einige bereits gefüllt waren, die immer dann ausgegeben wurden, wenn zu befürchten war, dass sich jemand übergeben musste.

Es passierte irgendwo am Rande von Essex, in einer kleinen Stadt, in der vermutlich in der Regel wenig passiert.

Die hochschwangere Claire feierte mit Lehrerkolleginnen eine Babyparty. Danach bekam sie Besuch. Der letzte Gast öffnete die Tür und wurde gleich abgestochen, Claire zunächst betäubt.

Das Ungeborene wurde aus ihrem Leib geschnitten; Claire verblutete. Die ist das 1.Kapitel des Buches und beim Lesen wurde mir, einem ausgebufften Krimileser ganz anders. Genau so geht es beim Anblick der Leichen Detective Inspector Phil Brenan und seinem Team.

Schnell stellt sich heraus, dass der Serienmörder bereits zwei weitere Schwangere getötet hat und es wird auch trotz der Ermittlungen des Teams weitergehen. Eine Profilerin wird zur Erstellung des Täterprofils herangezogen, auch sie gerät ins Visier des Killers – sie ist ebenfalls wie die anderen Opfer schwanger.

 

Dies ist ein sehr spannender Thriller – soweit diese skurrile, grausame Geschichte des Mordens, des Motivs und der Umgebung des Mörders beschrieben wird -, mit den auf zweifelhafte Weise schillernden Personen auf der Seite der Bösen..

Manchmal erscheint das Buch allerdings wie ein billiger Liebesroman, dessen Akteure – der Detective Inspector und die Profilerin – sich in mitunter in kitschigen Klischees bewegen. Brenans Kollege, der mit krimineller Energie gesegnet ist, wird als das Bindeglied der beiden handelnden Gruppen dargestellt und daran zerbricht dessen Leben.

Das Buch schließt mit dem Happy End auf der Seite der Guten – und das ist schön so.

 

Tanja Carver hat mit ihrem Erstling einen interessanten Plot geschildert, schade nur, dass es ihr nicht immer gelungen ist, die Charaktere der Handelnden genügend auszugestalten. So bleibt besonders die Profilerin recht blass und ihre Arbeit wird einfallslos dargestellt. Wäre nicht gerade die Serie „Lie to me“ im Fernsehen angelaufen, hätte ich das wahrscheinlich gar nicht registriert, so aber wirkt Maria als schwache Kopie der als Profiler in Fernsehserien tätigen Psychologen.