Die Blumen sind nicht böse

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blueamalthea Avatar

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Sarah Raichs „Equilon“ entführt uns in eine hoffentlich noch sehr ferne Zukunft unserer Erde, unserer Welt. Der Klimawandel, Streitigkeiten der verbliebenen Großmächte um die knappen Ressourcen, allgegenwärtige Technik und die immer größer werdende Kluft zwischen arm und reich, beziehungsweise zwischen Privilegierten und Unterprivilegierten sind die zentralen Themen des Buches.

In dieser zerrissenen Welt gibt es nur eines das wirklich zählt und zwar der Score. Nur wer ihn knackt, hat die Chance auf ein besseres Leben in New Valley, einer Oase fernab der staubverkrusteten Großstädte, Nahrungsblöcke und dem täglichen Kampf ums Überleben. Wie dieser Score zustande kommt, was man tun oder lassen sollte, wenn man Points sammeln oder nicht verlieren will – niemand weiß es und kritisches Hinterfragen fällt auf jeden Fall negativ auf.

Wir begleiten Jenna – aufstrebende Newcomerin in New Valley – und Dorian – hoffnungsloser Poet in einer Welt, wo nur Leistung zählt – durch Sarahs Raichs dystopische Geschichte. Die eine will etwas ändern, der andere wächst über sich hinaus, beide zusammen, wenn auch jeder für sich, ahnen, dass nichts so ist, wie es scheint und werden ungewollt zu Rebellen, die ein ganzes System stürzen könnten.

Selten habe ich so ein realitätsnahes Buch gelesen. Die erwähnten Themen sind brandaktuell und das was die Autorin daraus mix, ist ein erschreckender Cocktail, der garantiert mehr als nur einen Kater hinterlassen wird, sollte er jemals in den Gläsern landen.

Mir haben die beiden Charaktere, aus dessen wechselnder Sicht die Geschichte erzählt wird, ziemlich gut gefallen. Ein nettes optisches Gimmick waren definitiv die verschiedenen Schriftarten für Jenna und Dorian, die auch beim Lesen gleich deutlich machten, in wessen Haut man gerade steckt.

Ich konnte sehr mit den beiden Charakteren mitfiebern und habe ihre Entwicklung wirklich gefeiert. Jenna ist eine taffe junge Frau, deren Traum endlich wahr geworden zu sein scheint. Trotzdem ist sie nicht naiv, sondern behält ihren kritischen Geist und hinterfragt immer wieder die neue, heile Welt, die sich ihr präsentiert.
Auf der anderen Seite ist da Dorian, auch seine Hoffnungslosigkeit kann ich sehr gut nachvollziehen, ebenso wie er dank neuer Herausforderungen gezwungen ist, sich weiterzuentwickeln und dies auch gut tut, ja geradezu über sich hinauswächst.
Aufgeregt haben mich die ‚reichen‘ Schnösel aus New Valley und ihre völlig verquere, teils arrogante, teils ignorante Sicht auf die Menschen im Elend. Die kamen doch mal selbst, zumindest zum Großteil, aus den Grenzlanden, haben die das Leben dort echt so schnell vergessen?

Besonders positiv habe ich aufgenommen, dass uns Sarah Raich mit einer erzwungenen Liebesgeschichte zwischen den beiden Protagonisten verschont, da die beiden sozusagen erst um Showdown aufeinander treffen. Ein ungewöhnlicher Kniff, wenn man sich andere New/Young Adult Romane anschaut.

Für mich ein wirkliches Highlight im noch so jungen Lesejahr. Ich bin froh, dass ich über die Leseprobe gestolpert bin und letztendlich ein Leseexemplar erhalten habe. Auf diesem wird die 1. Auflage mit exklusivem Farbschnitt geteasert, ein zusätzlicher Grund für mich, das Buch noch einmal käuflich zu erwerben.