*~* Rache! *~*

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mel.e Avatar

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Immer öfter hört / liest man über Jussi Adler-Olsen, der in echter Konkurrenz zu der Stieg Larson Triologie stehen soll. Das war auch ein Beweggrund für mich dieses Buch unbedingt zu lesen. Da es in der Bücherei vor Ort geführt wurde, habe ich es mir vorbestellt, denn der Andrang auf das Buch ist groß, daher habe ich wirklich "Großes" erwartet. Schauen wir mal, ob meine Erwartungen erfüllt werden konnten.

 

Hier folgt nun meine ganz persönliche Meinung zu Jussi Adler-Olsen "Erbarmen!"

 

Ich gestehe, daß ich einige Anläufe brauchte um das Buch zu Lesen. Teilweise musste ich mit mir kämpfen um es nicht wieder in die Ecke zu verbannen. Da ich es mir ausgeliehen habe und der nächste Leser schon am Start steht, hatte ich auch nur bedingt Zeit, also habe ich es durchgezogen. Wo mir lange Zeit der rote Faden fehlte und ich das Buch eher als Langweilig empfand, nahm es dann ab Mitte tatsächlich an Fahrt auf. Ich hatte schon nicht mehr zu Hoffen gewagt! Vorher hat die Handlung ganz gemütlich vor sich hingeplätschert und ich habe die ganze Zeit darauf gewartet, daß jetzt endlich mal etwas geschieht, denn die meisten Rezensionen zu diesem Buch sind positiv und ich habe etwas ganz Großes erwartet, aber es kam nicht und kam nicht ............ aber dann, dann fiel es mir schwer das Buch aus der Hand zu legen.

Irgendwann habe auch ich kapiert, worum es überhaupt geht und warum Merete entführt wurde. Ganz schön harter Tobak und echt krank in meinen Augen, aber von Wahnsinn leben Bücher und wenn du wirklich glaubst ein Mensch ist Schuld an deinem persönlichen Unglück, könnte es vielleicht tatsächlich helfen ihn zu quälen und ihm seine Würde zu nehmen. Was natürlich völliger Blödsinn ist, denn niemand darf sich das Recht herausnehmen über einen anderen den Richter zu spielen. Gut, daß dann  Carl Mørck und sein Assistent Assad in den Vordergrund treten und den Fall der jungen Parlamentsabgeordnete Merete Lynggaard neu aufrollen, denn ihr Verschwinden löst einige Fragen auf. Carl Mørck selbst hat genug Probleme das neue Sonderdezernat Q zu leiten und in seine Arbeit hineinzufinden. Außerdem kommen einige private Probleme hinzu. Auch die Annäherung an seinen neuen Kollegen, wobei niemand weiß, woher dieser plötzlich herkommt. Auf einmal ist Assad da und macht eine wirklich guten Job.

 

 

Wieder einmal zeigt es sich, daß Menschen eine Menge zu tun bereit sind um an den Personen Rache zu nehmen, die ihnen unvorstellbar schlimmes angetan haben. Natürlich geht es hier wieder einmal nur um einen Wahn, denn die Person war jung und hatte für ihr Tun und Handeln nun wirklich keine Schuld an dem was folgt. Dennoch muss sie bestraft werden, denn wenn es kein Richter tut, dann muss man es wohl selbst in die Hände nehmen und der Person ihrer Freiheit berauben, ihr keine Möglichkeit geben sich zu waschen oder die Zähne zu putzen, ihr Geschäft muss sie auch in dem Raum erledigen, den du ihr zur Verfügung stellt. Du überwachst sie und gibst ihr die Chance sich zu befreien jedes Jahr an ihrem Geburtstag. Nur leider, weiß sie lange nicht, wofür sie büßen muss. Als sie erkennt, daß es hierbei um Rache geht, wird sie schnell mürbe, denn auch sie fühlt sich schuldig. Schuldgeständnis hin oder her, niemand darf sich anmaßen, zu bestrafen und Menschen so sehr zu quälen wie in dieser Geschichte. Ich habe einen sehr großen Gerechtigkeitssinn, aber hier kann ich keine Schuld erkennen, denn Merethe war ein Kind und sich ihrer Handlung nicht bewusst bzw. dem was folgen könnte.

 

 

 Es ist sehr erschreckend, was Merete durchleben muss. Ihre Ängste und die Demütigungen, die sie erfahren muss sind wirklich greifbar und detailliert für den Leser dargestellt. Die Angst fließt förmlich durch ihre Poren. Fünf lange Jahre siecht sie dahin, bis ein Motiv zu erkennen ist. Habe ich erwähnt, daß Merete in einer Druckkammer untergebracht ist und wenn der Druck erhöht wird, wird sie schmerzhafte Trombosen und schlimmeres erleiden? Gibt es eine grausamere Art zu sterben? Dennoch ist es unfassbar, daß es fünf Jahre braucht um einen Fall wieder aufzurollen. Gut, daß auch manchmal Zufälle den Stein ins Rollen bringt, der dann die Spur auf die Täter bringt. Bis dahin sind alle davon ausgegangen, daß Merete ertrunken ist. Der Prolog fängt sehr spannend an, wir lesen, wie eine Frau sich die Finger blutig kratzt an den Wänden und mit den Fäusten die dicken Scheiben ihres Gefängnisses bearbeitet. Sie schwört sich, nicht klein beizugeben und zu fliehen. Noch hat sie Hoffnung, aber je mehr wir von ihr lesen, wird sie immer müder und auch die Hoffnung auf Rettung schwindet. Wir haben hier einen sehr spannenden Einstieg, aber ab da schwächelt meiner Meinung nach die Handlung sehr. Natürlich muss der Beweggrund des Sonderdezenat geklärt werden um den besagten roten Faden zu spinnen. 

 

Sonderdezenat Q? 

Im Prinzip kann man es als Strafversetzung ansehen, denn Carl Mørck hat einen Einsatz versemmelt, bei dem einer seiner Kollegen sehr stark verletzt wurde und der andere sein leben lassen musste. Dort sollen nun alte Fälle wieder aufgenommen werden, die bisher keinen Abschluss in den Akten gefunden haben. Ein Bürojob mit veralteten verstaubten Akten und für Carl Mørck und seinen neuen mysteriösen Kollegen eine echte Herausforderung? Erst als endlich Land in Sicht ist, wird das Sonderdezenat Q in ein anderes Licht rücken. 

 

 

 

Sympathische Charaktere, die und durch diesen Thriller begleiten, der einiges an Überraschungen parat hält. Trotz einiger Anlaufschwierigkeiten bin ich im Nachhinein wirklich froh, daß ich es durchgezogen habe und das Buch eben nicht zur Seite gepackt habe, denn sonst hätte ich einen wirklich gewaltigen Showdown verpasst. Gerade die letzten Seiten des Buches - Epilog nennt man es - hält einige Überraschungen parat, die ich nicht missen möchte. Nach so viele Grauen muss einfach ein Happy End her und auch wenn es vielleicht in einigen Augen der Leser überspitzt erscheint, war es für mich genau das um das Buch mit einem Lächeln im Gesicht zur Seite zu legen.

 

Für mich ist Merete eine sehr starke Frau, denn jede andere in ihrer Situation hätte die Nerven verloren. Natürlich ist es nur eine Rolle in einem Buch, aber dennoch denke ich, daß der Überlebenswille der Menschen sie zu Höchstleistungen antreiben kann.

 

 

 Assad ist in diesem Thriller mein persönlicher Held und ich hoffe, daß er in den nachfolgenden Romane um Carl Mørck nicht seinen ganz besonderen Charme verliert, denn er gibt den ganzen Grausamkeiten die nach und nach hervortreten, den nötigen Kick und Witz! Ich hoffe, daß in den nächsten Jussi Adler-Olsen Thrillern noch viel mehr von diesem mysteriösen Mann zu lesen ist. Im Vergleich zu Assad erscheint Carl Mørck fast bieder und langweilig.

 

 

Das Gesamtpaket macht den Thriller zu einem echten Highlight. Wenn ihr erst einmal hinein gefunden habt, dann werdet auch ihr das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollen, wetten?

 

Im Nachhinein hat mir auch der Schreibstil des Autors sehr zugesagt. Das Buch lässt sich wirklich flüssig und zügig Lesen. Durch die verschiedenen Einblicke in die Psyche der einzelnen dargestellten Charaktere war es für mich, wie zum wiederholten Male ein wenig schwierig den Einstieg zu finden, aber als ich ihn dann gefunden habe, konnte ich die Begeisterung der vielen anderen Leser teilen. Immer wenn die Sprache auf Merete kommt, wollte ich mehr wissen und noch mehr. An manchen Stellen hätte ich gerne weitergeblättert um wieder zügig dorthin zu kommen, wo sie ihre Gedanken und Ängste beschreibt. Sie begegnet uns in der "Ich - Form" und daher konnte ich mich gerade in sie komplett hineinfühlen.

 

 

 

Eine Frage habe ich dennoch! Warum haben Dänen teilweise echt dämliche Vornamen? Uffe! Da kriege ich echt eine Gänsehaut! Es gibt doch sooooo schöne andere Namen! Uffe ist Meretes Bruder um den sie sich hingebungsvoll gekümmert hat. Uffe ist zurückgeblieben bzw. spricht nicht mehr seit einem Unfall indem seine Eltern ums Leben kamen. Trauma nennt sich dieser Zustand wohl, dennoch ist er derjenige, der auf die Täter / den Täter aufmerksam macht!

 

Und noch eine Frage hätte ich, bevor ich den Bericht schließe:

Warum heißt der Thriller "Erbarmen?" Ich kann in keinem der geschriebenen Wort ein Wort der Barmherzigkeit finden, sondern nur Grauen und Dinge, die mir Angst einflossen. Hätten die Täter / der Täter Erbarmen mit Merete gehabt, wenn sie dem Rätsel auf die Spur gekommen wäre? Warum als "Erbarmen"? Ich bin über die Titelauswahl sehr ratlos, aber vielleicht hat ja jemand von euch eine zündende Idee?

 

 

So, mehr gibt es jetzt nicht mehr von meiner Seite aus. Wer mehr wissen will, sollte das Buch schleunigst in die Hand nehmen und selbst nachlesen. Ich hoffe, daß ich nicht all zuviel gespoilert habe, damit ihr nicht das ganze Interesse an diesem Thriller verloren habt. Wenn doch lasst es mich bitte wissen! Ich bin immer noch lernfähig!