Schuld und Sühne

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buecherfan.wit Avatar

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Nach der Lektüre der Leseprobe stand für mich fest, dass ich den Roman nicht lesen würde. Zu grausam war die

Beschreibung von Merete Lynggaards Gefangenschaft. Als ich dann jedoch sah, wie positiv der Roman von der Kritik

aufgenommen wurde, habe ich meine Meinung geändert und das Buch gekauft. Ich habe es nicht bereut. Sicher, die

Details von Meretes Martyrium sind furchtbar, aber der Roman besteht zum Glück nicht nur aus einer Aneinander-

reihung von  Grausamkeiten. Wenn man zum Ende kommt, ist es zwar immer noch grausam, aber das, was Merete erlei-

den muss, wird nachvollziehbar.

Der Roman hat zwei Handlungsstränge und damit auch zwei Erzählperspektiven. Der eine Handlungsstrang setzt 2002 mit

Merete Lynggaards Entführung und Verschwinden ein. Merete ist eine sehr attraktive, erfolgreiche Politikerin, der man

eine große Karriere voraussagt. Die Ermittlungen verlaufen im Sande, man  hält sie für tot - Selbstmord oder Unfall

durch Ertrinken. Nur der Leser weiß, dass sie in einer Druckkammer wie ein Tier im Käfig gefangengehalten wird. Jahr

für Jahr wird sie bestraft - durch ständiges Erhöhen des Drucks in der Kammer und durch grelles Dauerlicht oder

absolute Finsternis. Der zweite  Handlungsstrang betrifft den Kriminalisten Carl Moerck. Bei seinem letzten Einsatz

wurde ein befreundeter Kollege getötet, der andere wurde zum Pflegefall. Carl Moerck fühlt sich schuldig, weil er

Fehler gemacht hat und ist so schwer traumatisiert, dass niemand mit ihm zusammenarbeiten kann und will. Man

ernennt ihn deshalb zum Spezialermittler des Sonderdezernats Q, das alte ungelöste Fälle neu aufrollen soll. Für ihn

wird eine Hilfskraft eingestellt, der syrische Asylant Hafez el-Assad. Assad erledigt nicht nur niedere Arbeiten schnell

und effizient, sondern er verfügt auch über einen wachen Verstand und eine hervorragend Beobachtungs- und Kombi-

nationsgabe. Durch seine fürsorgliche Art und seinen ernormen Arbeitseifer reißt er Moerck aus seiner Lethargie und

steigt inoffiziell sehr schnell von der tüchtigen Reinigungskraft zum gleichberechtigten Ermittler auf. Das ungewöhn-

liche Team ermittelt als erstes in dem fünf Jahre zurückliegenden Entführungsfall Lynggaard. Moerck stellt sehr

schnell fest, dass sein Kollege bei den Ermittlungen gepfuscht und viele wichtige Spuren übersehen hat. Es beginnt

ein Wettlauf mit der Zeit, denn Meretes Gefangenschaft soll in Kürze mit ihrer Ermordung beendet werden, wie

wiederum nur der Leser weiß. Der Roman ist bis zur letzten Seite spannend unbd wirkt lange nach. Es ist ein unge-

wöhnlicher und sehr empfehlenswerter Krimi.