Unter Druck!

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Vor fünf Jahren verschwand die aufstrebende dänische Jungpolitikerin Merete Lynggard von einer Schiffsfähre, ohne dass sie wieder gesehen wurde. Man wähnte die junge Frau als ertrunken und aus ihrem behinderten Bruder war nichts herauszubekommen, da er sich nach dem Geschehen in sich selbst zurückzog.

Fünf Jahre später trägt der im Dienst angeschossene Polizist Carl Mørck seinen härtesten Kampf mit sich selbst aus. Nach einer Schießerei, bei dem sein Kollege getötet und er verwundet wurde ist er nicht mehr der Alte und hadert mit dem Schicksal. Aufgrund seines unsozialen Verhaltens schafft man im Polizeipräsidium aus dem Weg, indem man das Sonderdezernat Q aus der Taufe hebt, dem Mørck als einziges Mitglied vorsteht. Unterstützung erhält der alte Recke nur doch seinen syrischen Assistenten Haffez El-Assad, der als Putzkraft Ordnung in Carls neuem Reich halten soll.

Bis hierhin mag einem die Geschichte aus den unzähligen Skandinavienkrimis bekannt vorkommen, aber was Jussi Adler-Olssens dann aus der Ausgangslage zaubert ist hervorragend! Assad darf Carl Mørck aus den ungelösten und ad acta gelegten Fällen einen heraussuchen , dessen kalte Spur en Mørck nun widerwillig aufrollt. Die Wahl des Syrers fällt auf den Fall der damals verschwundenen Merete Lynggard und bald schon findet Mørck Spuren, die zu zeigen scheinen, dass Merete damals vielleicht gar nicht umgekommen ist…

Das Perfide an Adler-Olssens Buch ist das Spiel mit dem Wissen des Lesers. Man hat stets einen Wissensvorsprung um das grausame Schicksal von Merete, die in einer Kammer vor sich hin vegetiert, und möchte die Ermittler auf die richtige Spur führen, doch man muss tatenlos zusehen, wie Carl und El-Assad im Dunkeln tappen. Dieses drängende Gefühl, eingreifen zu wollen bzw. zu müssen, macht meiner Meinung nach den Reiz dieses Buches aus.

Ein perfekter skandinavischer Krimi, der sich auf wohltuende Weise vom sonst üblichen nordischen Krimi-Allerlei abhebt, da Handlung und nicht Privatleben der Ermittler im Vordergrund stehe. Diabolisch, fesselnd, aber auch schön – Krimiherz, was willst du mehr?