Zweiter Teil - wir warten...

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justm. Avatar

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Woran merkt man, daß ein Autor gut ist?

Wenn man sogar Figuren, die einem im wahren Leben total unsympathisch wären, mag!

 

Dieses Kunststück schafft Jussi Adler-Olsen mit „Erbarmen“, dem ersten Roman um seinem Protagonisten Kommissar Carl Mørck – einem Umsympathen und Raubein erster Güte, der nicht mal bei seinen Kollegen sonderlich beliebt ist.

 

Mørck, der nach einem Angriff, bei dem einer seiner Partner starb und der andere schwer verletzt wird, nicht mehr ganz auf der Höhe ist, kehrt zurück in den Polizeidienst und wird alsbald mehr oder weniger von höchster Stelle abgeschoben – ins neu gegründete Sonderdezernat Q – dem Dezernat, daß ungelöste Fälle von besonderem Interesse neu aufrollen soll.

 

Mit eher geringem Engagement macht sich Mørck an die Arbeit und mehr durch Zufall und die Hilfe seines neuen und einzigen Kollegen Assads landet er bei dem Fall der vor fünf Jahren verschwundenen Lokalpolitikerin Merete Lynggaard. Nie ist aufgeklärt worden, wie sie so plötzlich verschwinden konnte – dennoch geht alle Welt davon aus, daß sie nicht mehr am Leben ist.

 

Was niemand ahnt: Merete ist seit Jahren in einer Druckkammer eingesperrt und ist am Leben – noch. Wie lange haben ihre Entführer noch Erbarmen?

 

Durch immer neue Puzzle-Teile erfährt der Leser, warum Merete in der Kammer landete. Und auch Mørck kommt den Entführern auf die Schliche. Aber wird er Merete retten können?

 

Mit Zeitsprüngen und Perspektivwechseln zwischen den Leben von Mørck und Merete schafft es Adler-Olsen dem Leser häppchenweise über die Geschehnisse nicht nur der letzten fünf Jahre ins Bild zu setzen, sondern auch den Hintergrund für dieses abscheuliche Verbrechen zu beleuchten.

 

Bis auf ein etwas seichtes Ende ein rundum gelungener Krimi, so daß die Ankündigung, daß bereits der zweite Mørck-Fall in Dänemark erschienen ist, die Hoffnung schürt, daß die deutsche Übersetzung nicht all zu lange auf sich warten lässt.