Ein interessanter, vielschichtiger Familienkurzurlaub, Humor und Liebe inklusive!

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„Wird einem da nicht langweilig? Jeden Tag die gleiche Strecke?“, wollte Anja wissen.
„Was kann es Schöneres geben? Wenn man einen Ort liebt, kann man ihn sich doch nicht oft genug ansehen.“
Seite 177

Oder doch? Denn irgendwie hat Bianca genug von der schönen Insel Mallorca, wo sie ihren Lebensabend verbringt. Sie beschließt, ihr Haus dort zu verkaufen und mit dem Erlös eine Weltreise zusammen mit ihrem neuen Bekannten Wolfi anzutreten. Doch die liebe Familie bekommt Wind davon und sieht ihr Erbe den Bach runtergehen… Und ein jüngerer Mann an der Seite ihrer Mutter, der kann doch nur das eine im Sinn haben, oder?
Obwohl sie sonst kaum Kontakt haben, packen Biancas Tochter Anja mit Lieblingsenkelin Luisa sowie ihr Sohn Steffen mit Frau Yvonne die Koffer und ab geht es auf die Insel, um den Heiratsschwindler Wolfi zu entlarven und den Gesundheitszustand Biancas zu überprüfen.
Doch sie haben die Rechnung ohne die Wirtin gemacht…

Wo fange ich an? Ich war noch nie auf Mallorca und Tessa Hennig, die mich auch schon ins südlichste Italien gelockt hat, bringt mir die Insel abseits des Ballermanns näher. Die Geschichte rund um die rüstige Bianca und ihre Erben erinnert ein wenig an ein humorvolles Theaterstück inklusive Missverständnisse, und das im besten Sinne.
Bianca ist eine rüstige Pensionistin vom alten Schlag, wirkt manchmal etwas ruppig. Ich mochte sie und habe gut verstanden, dass sie manches lieber für sich behält… Einerseits, um ihre Lieben zu schützen, andererseits haben sie sich in der letzten Zeit auch kaum um sie gekümmert.
Als wäre das nicht schon genug für eine interessante Geschichte, gibt es da aber auch noch den an Alzheimer erkrankten Nachbarn Alejandro und seinen ambitionierten Pfleger Felix, der gemeinsam mit Medizinstudentin Luisa versuchen will, seine Erinnerungen wieder zum Leben zu erwecken. Auch wenn mich das manchmal fast schmerzhaft an meine Großeltern erinnert hat, so war es doch schön zu lesen, dass es Menschen gibt, die sich mit Hingabe um deren Pflege bemühen.
Und gerade dieser Mix hat für mich „Erben wollen sie alle“ so besonders gemacht. Eine Partyinsel abseits der Klischees erforschen, einen anderen Zugang zur Pflege kennenzulernen, alte und neue Missverständnisse und Geheimnisse aufzuklären in einem schönen Ambiente mit einer Familie, die letzten Endes doch erkennt, was sie aneinander hat… Und das alles mit Tessa Hennigs flotter Feder zu einem lockeren und flüssig zu lesenden Roman verpackt, was will man mehr?
Fazit: Ein interessanter, vielschichtiger Familienkurzurlaub, Humor und Liebe inklusive!