Du bist mutig! Du bist stark!
Die Protagonistin stolpert durch ihr Leben, gerät von einer Misere in die nächste, schafft es nicht wirklich, einen Halt im Leben zu finden. Glücklicherweise gibt es da Ella, die sie unterstützt so gut es eben geht. Da wären zum einen die Männer: Keiner mag so richtig passen, jeder hat die eine oder andere schwerwiegende Macke (verheiratet, beziehungsunfähig, übergriffig). Doch ihr gelingt es, sich zu öffnen, auch für das andere, also das eigene Geschlecht, geht sie schlussendlich auch Beziehungen zu Frauen ein, doch auch hier ist ihr kein wirkliches Glück beschienen. Auch körperlich hat sie zu kämpfen, bis ihr die Diagnose Endometriose zumindest einen Namen für ihre wiederkehrenden, unerträglichen Schmerzen liefert – und die Zukunftsperspektiven komplett neu auslotet. Doch immer wieder driftet sie davon, wirft sich in endlose Partyexzesse, greift nach immer wieder neu aufscheinenden Strohhalmen. Irgendwann gerät auch ihre Freundschaft zu Ella in Schieflage – und der letzte Sicherheitsanker scheint unwiederbringlich verloren gegangen zu sein...
„Es ist lustig, dass du behauptest, ich hätte Talent. Als gäbe es irgendeinen Beweis dafür. Ich kann nicht einfach anfangen. […] Ich versuche, das Schreiben zu vergessen, weil es so viel anderes gibt, das ich tun sollte, aber es nagt weiter an mir“ (S. 200)
Ich war mir gar nicht sicher, ob „Erdbeeren und Zigarettenqualm“ ein Buch sein könnte, das mich ansprechen würde. Ganz intuitiv griff ich dennoch danach – und wurde mit einer erstaunlich literarischen Erzählung belohnt, die sich in Form und Inhalt innovativ und intensiv präsentierte. Gerade die von mir nicht unbedingt favorisierte Du-Erzählperspektive geht hier erstaunlich gut auf...
Madeline Docherty schickt ihre Protagonistin auf eine Reise zu sich selbst, eine Tour, auf der sie wiederholt Steine in den Weg gelegt bekommt, häufig auch von sich selbst dort hingeschafft. Als Konstante in ihrem Leben fungiert ihre beste Freundin Ella, mit der sie auch zusammenwohnt, die immer wieder von Neuem voller Wohlwollen und Sicherheit auftaucht. Als einer der thematischen Schwerpunkte fungiert bei Docherty die Endometriose der Protagonistin, ein Aspekt, der in der zeitgenössischen Literatur zwar mehr Relevanz und Aufmerksamkeit erhält, der aber aufgrund der weiten Verbreitung noch immer chronisch unterrepräsentiert ist. Docherty gelingt es, dieser Krankheit ein Gesicht zu geben und dies in einen literarischen Rahmen zu fassen, der Verständnis weckt und dem Verstehen auf die Sprünge hilft. Mit Fingerspitzengefühl und Sensibilität wirbt „Erdbeeren und Zigarettenqualm“ für Maxime wie Freundschaft, das Frausein in all seinen Facetten und die Macht und Kraft des weiblichen Geschlechts. Die Intensität, die sie durch die Verwendung der zweiten Person Singular als Erzählinstanz herstellt, ist erstaunlich hoch und dicht, erreicht sie damit bei ihren Lesenden, egal welchen Geschlechts zugehörig, eine ungemeine Nähe.
„Erdbeeren und Zigarettenqualm“ hat mich daher auf überraschende Weise gepackt und nicht mehr losgelassen. Die Erlebnisse, die die Protagonistin im Laufe der Jahre durchmacht, die Hindernisse, die sie trotz aller Querelen überwindet, erweisen sich als hervorragende narrative Handlungsträger. So freue ich mich, für diesen Roman eine Empfehlung besonders auch für männlich gelesene Leser aussprechen zu dürfen, die einer Horizonterweiterung offen gegenüberstehen.
„Es ist lustig, dass du behauptest, ich hätte Talent. Als gäbe es irgendeinen Beweis dafür. Ich kann nicht einfach anfangen. […] Ich versuche, das Schreiben zu vergessen, weil es so viel anderes gibt, das ich tun sollte, aber es nagt weiter an mir“ (S. 200)
Ich war mir gar nicht sicher, ob „Erdbeeren und Zigarettenqualm“ ein Buch sein könnte, das mich ansprechen würde. Ganz intuitiv griff ich dennoch danach – und wurde mit einer erstaunlich literarischen Erzählung belohnt, die sich in Form und Inhalt innovativ und intensiv präsentierte. Gerade die von mir nicht unbedingt favorisierte Du-Erzählperspektive geht hier erstaunlich gut auf...
Madeline Docherty schickt ihre Protagonistin auf eine Reise zu sich selbst, eine Tour, auf der sie wiederholt Steine in den Weg gelegt bekommt, häufig auch von sich selbst dort hingeschafft. Als Konstante in ihrem Leben fungiert ihre beste Freundin Ella, mit der sie auch zusammenwohnt, die immer wieder von Neuem voller Wohlwollen und Sicherheit auftaucht. Als einer der thematischen Schwerpunkte fungiert bei Docherty die Endometriose der Protagonistin, ein Aspekt, der in der zeitgenössischen Literatur zwar mehr Relevanz und Aufmerksamkeit erhält, der aber aufgrund der weiten Verbreitung noch immer chronisch unterrepräsentiert ist. Docherty gelingt es, dieser Krankheit ein Gesicht zu geben und dies in einen literarischen Rahmen zu fassen, der Verständnis weckt und dem Verstehen auf die Sprünge hilft. Mit Fingerspitzengefühl und Sensibilität wirbt „Erdbeeren und Zigarettenqualm“ für Maxime wie Freundschaft, das Frausein in all seinen Facetten und die Macht und Kraft des weiblichen Geschlechts. Die Intensität, die sie durch die Verwendung der zweiten Person Singular als Erzählinstanz herstellt, ist erstaunlich hoch und dicht, erreicht sie damit bei ihren Lesenden, egal welchen Geschlechts zugehörig, eine ungemeine Nähe.
„Erdbeeren und Zigarettenqualm“ hat mich daher auf überraschende Weise gepackt und nicht mehr losgelassen. Die Erlebnisse, die die Protagonistin im Laufe der Jahre durchmacht, die Hindernisse, die sie trotz aller Querelen überwindet, erweisen sich als hervorragende narrative Handlungsträger. So freue ich mich, für diesen Roman eine Empfehlung besonders auch für männlich gelesene Leser aussprechen zu dürfen, die einer Horizonterweiterung offen gegenüberstehen.