Gefühlschaos

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Du bist jung, unerfahren, auf dich gestellt und willst alles vom Leben haben. Der einzige Mensch, der für dich da ist, ist Ella. Ihr wohnt zusammen, ihr teilt eure Probleme, eure Freude, eure Gefühle, nur nicht die Liebe.
Und dann sind da immer wieder diese Schmerzen. Sie nehmen dir die Luft zum Atmen, lassen dich beinahe ohnmächtig werden. Sie bremsen dich aus, engen dich ein und beherrschen dich. Die wenigen Ärzte zu denen du gehst verstehen dich nicht oder wollen dich nicht verstehen.

Autorin Madeline Docherty hat für ihr Buch "Erdbeeren und Zigarettenqualm" einen außergewöhnlichen Schreibstil gewählt. Sie lässt ihre Protagonistin aus der "Du-Persepektive" erzählen. Was ich zunächst als extravagant empfunden habe, wurde mir allerdings mit der Zeit anstrengend. Ich kann mich dadurch auch nicht besser in das rastlose, exzessive Leben der Hauptfigur mit wilden Partynächten, Drogen, anscheinend immer ein bisschen am Rande der Existenznot stehend, einfühlen. Dabei sind die Haupthemen des Buches ganz besonders wichtig und hochaktuell. Einerseits geht es um mehr Akzeptanz und Verständnis für Endometriose, eine Erkrankung unter der sehr viele Frauen leiden. Andererseits geht es um die Gefühle zu Ella, der besten Freundin, die eben über eine tiefe Freundschaft hinausgehen. Eben diese Bisexualität der Protagonistin wird von manchen ihrer Bekanntschaften als eine Mischung aus verstörend und aufregend aufgefasst. Noch so ein aufklärerisches Thema, dem sich das Buch widmet.
Mein Fazit: weniger ist mehr. Durch die Fülle an Themen gehen die einzelnen Aspekte in der Gesamtheit leider etwas unter.