Historische Begebenheiten verpackt in einer turbulenten und etwas chaotischen Familiengeschichte

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ice_flower Avatar

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Im Roman von Melanie Dobsen geht es um tatsächliche Begebenheiten, die sich in Amsterdam zur NS-Zeit zugetragen haben und nun hier in eine Familiengeschichte überführt worden sind. Auf den Inhalt möchte ich nicht weiter eingehen und verweise daher auf den sehr ausführlichen Klappentext des Buches. Das Cover des Buches finde ich sehr schön und es hat mich direkt angesprochen, allerdings frage ich mich immer noch, wer von den Protagonisten hier eigentlich abgebildet wird. Mit dieser Frage bin ich dann auch schon mitten im Geschehen des Buches. Die Erzählung setzt sich aus verschiedenen Sichtweisen zusammen. Es wird aus der Vergangenheit berichtet als auch in der Gegenwart. Die Kapitel springen also hin und her. Was anfangs noch gemächlich geschieht, wird gefühlt immer schneller und schneller, aber leider werden die Fragezeichen auch immer größer. Anfangs fragt man sich, wie überhaupt alles zusammenhängt, dann wird es zunehmend klarer und zum Ende hin überschlagen sich meiner Meinung nach die Ereignisse und wirken teilweise zu sehr konstruiert und das Prinzip Zufall wurde überstrapaziert. Ich muss ehrlich sagen, dass in meinem Kopf immer noch viele Fragezeichen zum Buch herumschwirren und ich teilweise den Überblick über die Geschehnisse verloren habe. Die Geschichte ist prinzipiell sehr interessant und lesenswert, aber die Sprünge und vielen Charaktere machen es sehr anspruchsvoll und man benötigt seine volle Konzentration. Stellenweise ist es sehr bedrückend, da es um Deportationen, insbesondere von Kindern, geht. Eigentlich mag ich sowohl Zeitsprünge als auch viele Personen und habe diesbezüglich selten Probleme; in diesem Buch fehlt aber eindeutig ein Stammbaum, da die Familienbande sehr verzwickt und durch Adoptionen neue Linien entstanden sind, manchmal aber auch wieder die leiblichen Eltern vorkommen. Ehrlich gesagt, ich habe nur ein ganz oberflächliches Geflecht an Beziehungen in meinem Kopf. Den Schreibstil der Autorin empfinde ich dabei ebenso irritierend, denn bereits in einem Absatz kann das Thema wechseln bzw. um wen es eigentlich gerade geht. Den Titel des Buches und die im Buch erklärte Assoziation dazu finde ich dagegen sehr kreativ und sehr gut umgesetzt.

Zusammengefasst muss ich leider sagen, dass das Buch für mich nur mittelmäßig ist. Es wirkt, als ob in den wenigen Seiten zu viel gewollt worden ist und es verleitet mich leider nicht so von der Spannung her, schnell zu lesen oder es nochmal zu lesen. Ich habe für die wenigen Seiten im Vergleich zu anderen Büchern sehr lange gebraucht und musste mich teilweise motivieren weiter zu lesen. Dies ist sehr schade, denn die Geschichte ist sehr, sehr wichtig und sollte niemals vergessen werden.