Vieles war zu sehr gewollt und konstruiert - so konnte mich die Geschichte als Ganzes nicht überzeugen, leider.

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kleinervampir Avatar

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Buchinhalt:

Holland in den 1940er Jahren: der Krieg in Europa tobt und Hitlers Machtapparat deportiert auch die Juden aus Amsterdam. Während Eliese, selber Jüdin, als Registrierungskraft in einer Sammelstelle arbeitet, schmiedet sie mit ihrer Kindheitsfreundin Josie den Plan, so viele jüdische Kinder wie möglich an den Behörden vorbei zu schmuggeln und zu retten…

75 Jahre später deckt Ava bei ihrer Arbeit für die Kingston-Stiftung ein Netz aus Lügen und Habgier auf, das seinen Ursprung in eben jenen dunklen Zeiten hat: wie hängen ihr Urgroßvater William Kingston, die Kingston-Millionen und der Holocaust zusammen? Und was verbindet Ava mit Eliese und Josie? Die Wahrheit könnte erschütternder nicht sein….


Persönlicher Eindruck:

Basierend auf einer wahren Begebenheit breitet Autorin Dobson eine Geschichte auf zwei Zeitlinien vor dem Leser aus, die am Schluss auf wundersame Weise einen gemeinsamen – und zweifellos erschütternden – Nenner und Zusammenhang haben.

Während in den Niederlanden zur Zeit des Nationalsozialismus Tausende Juden deportiert werden und ihr Leben in den Vernichtungslagern im Osten lassen, haben die beiden Hauptfiguren Josie und Eliese ihr ganz eigenes Leben als Teil dieser Ereignisse. Das Ziel, das sich nach und nach in ihren Köpfen festigt, ist die Rettung von jüdischen Kindern. Holocaust und Widerstand sind zentrale Themen, die dem historischen Teil Tiefe und Dramatik verleihen und diese Passagen ohne Frage spannend und brisant machen.

Dem gegenüber steht der Gegenwartsteil um die Familie Kingston, ihrerseits stinkreiche Schirmherren einer Stiftung, die gemeinnützige Organisationen großzügig unterstützt. In dieser Funktion tritt auch Ava in Erscheinung, die auf einer Kaffeeplantage in Uganda recherchiert und nach und nach ein erschütterndes Familiengeheimnis aufdeckt, das die tiefsten Abgründe, die in Menschen möglich sind, ans Licht befördert.

Soweit, so gut. Es ist schwer, ein Gesamt-Statement abzugeben, denn überzeugen konnte mich nur der historische Teil, zumindest auf weiter Stecke. Vieles an dem Roman wirkt für meinen Geschmack zu sehr konstruiert und gewollt. Alle Hauptfiguren haben letztendlich irgendwie miteinander zu tun, was an für sich ja nicht schlecht ist, hier aber an vielen Stellen künstlich und nicht nachvollziehbar wirkt.

Josie und Eliese als Hauptfiguren der Vergangenheit waren schön ausgearbeitet, viele andere aus dem Pool der nahezu zahllosen Personen, die sonst noch auftauchen sind dagegen austauschbar und bleiben nicht im Gedächtnis.

Der rote Faden, der sich für mich durch den ganzen Roman zieht, ist das große Durcheinander an Namen, Personen und deren Verflechtungen. Ich hatte oft das Gefühl, nicht wirklich mitzubekommen, was nun Sache ist. Möglicherweise ist die Art der Erzählung auch schuld daran – die kapitelweisen Wechsel erfolgen sehr abrupt, es wechseln dabei Vergangenheitsform und Gegenwartsform mit Ich-Erzählung. Das hat für mich den Lesefluss etwas gestört und hätte mit durchgängiger Zeitform sicher flüssiger gewirkt.

Der christliche Aspekt an sich ist unaufdringlich und dezent in den Roman eingewoben und liefert Stoff zum Nachdenken und Reflektieren des Gelesenen.

Schade, doch letztendlich konnte mich dieses Buch nicht überzeugen. Die Autorin wollte für meinen Geschmack einfach zu viel und verschenkte dadurch das Potential, das der historische Teil der Geschichte für sich allein stehend hätte bringen können.