Wenn man ein Buch zum falschen Zeitpunkt liest

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heinoko Avatar

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Manchmal ist es wohl so, dass ein Buch nicht zur passenden (Lebens-)Zeit gelesen wird und deshalb nicht den Weg direkt ins Leserherz findet. So jedenfalls scheint es mir mit dem vorliegenden Buch gegangen zu sein. Einerseits hatte ich gerade in letzter Zeit sehr viel gelesen über die Jahre des NS-Regimes, der Judenverfolgung und über all das entsetzliche Kriegselend, das in manchen Menschen noch bis zu deren Lebensende Wirkung zeigte, andererseits ist unsere Gegenwart derzeit nicht gerade unbeschwert, auch voll von Ängsten, und man muss sich sehr bemühen um vorweihnachtliche Zuversicht. Vermutlich hatte ich deswegen einige Mühe, das Buch zu lesen, musste viele Pausen machen und kann dem Buch deshalb nicht wirklich gerecht werden.

Zwei Zeitstränge: 1942, die Freundinnen Josie und Eliese in den Niederlanden, und 75 Jahre später Ava Drake in den USA und Uganda. Und wie immer in Büchern, die in verschiedenen Perspektiven erzählen, gibt es irgendwann in der Geschichte ein Verbinden, ein Verstricken, das Aufdecken von Geschehnissen, die bislang totgeschwiegen wurden. Diesen Weg des Erzählens wählt auch Melanie Dobson, und dies in einem ganz feinen, sensiblen Schreibstil. Eindringlich und atmosphärisch dicht beschreibt sie sowohl die Personen als auch all die Ereignisse, die grausamsten ebenso wie die hoffnungsfrohen, alles sehr bildhaft und außerordentlich ausdrucksstark. Ein Buch über den Mut des Widerstands und ein Buch über die gefährliche Wirkung von Geld, Gier und Familiengeheimnissen, aber auch über die Kraft des christlichen Glaubens.

Fazit: Ein überaus lesenswertes, bewegendes und gut geschriebenes Buch. Dass es mich nicht wirklich erreichte, lag nicht am Buch, sondern ausschließlich an mir selbst.