Der Titel ist Programm.

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tuzzi02 Avatar

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„Erschütterung“ von Percival Everett erzählt eine ergreifende Geschichte. Der Paläontologe Zach ist Professor an der Uni. Er ist nicht unglücklich in seiner Ehe mit Meg, aber das Wichtigste in seinem Leben ist wohl die gemeinsame Tochter Sarah. Als Sarah plötzlich Probleme mit ihrem Sehvermögen hat und die Eltern nach der Untersuchung durch verschiedene Fachärzte eine erschütternde Diagnose erhalten, versucht Zach sich mit einer ungewöhnlichen, riskanten Hilfsaktion irgendwie seelisch über Wasser zu halten. Er findet in seiner Jacke, die er bei Ebay erworben hat einen Zettel mit einem mysteriösen Hilferuf und entschließt sich Genaueres rauszufinden um zu helfen. Laut Cover geht es um die Frage, die uns alle betrifft: „Kann jemand, wenn er einen anderen Menschen rettet, auch sich selbst retten?“
Das Buch hat mich wirklich mitgerissen. Ich kann mir kaum vorstellen, wie frustriert und verzweifelt man ist, wenn man für das eigene Kind eine solche Diagnose erhält, keine Aussicht auf Besserung oder Hilfe hat und dem allmählichen Sterben des Kindes zusehen muss.
Das Cover ist in schwarz-weiß-grau gehalten. Es zeigt hinter der weißen Schrift zwei Hände die übereinander liegen, scheinbar die Hand einer Frau über der eines Mannes. Dieses Cover hätte mich gar nicht angesprochen. Hätte ich nicht den Text auf dem Cover gelesen, wäre das Buch für mich nicht interessant gewesen.
Die Geschichte ist aus der Perspektive von Zach erzählt. Einerseits kann ich verstehen, dass Zach sich des Hilferufs aus New Mexiko annimmt und es ist durchaus lobenswert, dass er einiges riskiert, um diese Menschen zu retten und zu befreien. Andererseits ist die Situation für seine Tochter und seine Frau auch nicht gerade einfach und seine Unterstützung wäre hier wohl auch hilfreich gewesen.
Zach hat mit seiner Tochter Sarah immer gerne Schach gespielt. Im Buch werden daher immer zwischendurch scheinbar irgendwelche Züge des Spiels genannt, z.B. „Txe4 gxf3“. Ich spiele kein Schach und mir sagt das daher gar nichts. Außerdem werden gelegentlich lateinische Worte einzeln eingestreut. Die habe ich dann nachgeschlagen. Meistens hat das was mit der Arbeit als Paläontologe zu tun oder unter einem Absatz steht einfach „ursa“ (=Bär), weil vor dem Fenster ein Bär aus den Bergen aufgetaucht ist. Irgendwie ist das ein merkwürdiger Schreibstil. Das soll aber wohl den Charakter des „nerdigen“ Professors ein wenig unterstreichen.
In dem letzten Kapitel: „Der Vogel fliegt aus; der Vogel fliegt wieder zurück“ taucht nach Abschnitten immer wieder der Einschubsatz auf „In New Mexico war es heißer.“
Das Buch hat mir insgesamt gut gefallen. Es ist sehr ergreifend und man wird zum Nachdenken angeregt. Die Geschichte ist einerseits tragisch, andererseits gibt es auch einen Hoffnungsschimmer.