Ein alltägliches Leben und dann der große Bruch

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Zach Wells, Afroamerikaner, Professor für Geologie und Paläobiologe, Ehemann, Vater, es ist alles da, was für ein gutes Leben steht und dieses Leben ist alltäglich, unbedeutend, langweilig und emotional, gerade bezogen auf seine Ehe, kälter geworden. Nur das Vatersein, für seine 12-jährige Tochter Sarah, erfüllt ihn mit einem positiven warmen Gefühl der Liebe. Und dann der Schock, sein Kind leidet an einer seltenen genetisch verursachten Erkrankung, die unweigerlich zum Tod führen wird und dies sehr bald. Sein Kind wird dahinsiechen und ihn verlassen. Wells Verzweiflung ist grenzenlos. Bald wird es nichts mehr geben, was sein Leben noch sinnvoll sein lassen kann. Und dann taucht da dieser Hilferuf auf, in Form eines Zettels, den er in einer bei Ebay erstandenen Second-Hand-Jacke, gefunden hat. Und er flieht, vor dem Siechtum seiner Tochter, hinein in dieses Abenteuerkonstrukt, das ihn nach New Mexico führt.
Das also ist die Geschichte, zwei Handlungsstränge, eingewoben darin Themen u.a. aus Wells Berufsleben, die zeigen, dass er eigentlich dazu gehört, mitten drin in den realen Alltäglichkeiten der amerikanischen Gesellschaft, die bis hin zum Trumpismus reichen. Und das alles eingebettet in eine literarisch sehr gehobene ambitionierte Sprache mit dem ein oder anderen Extratüpel obendrauf, man bekommt hier als Leser schon etwas geboten. Das ist richtig gut gemacht und sollte so auch seine Würdigung finden. Bei mir allerdings ist das Emotionale, diese Erschütterung, nicht mit der Intensität angekommen, die ich erwartet hätte. Ich denke, der Autor hat dies bewusst so gewählt, um einem nicht die Sicht zu versperren, für die vielen thematischen Facetten, die die Geschichte in sich trägt. Ich hätte es mir diesbezüglich etwas 'natürlicher' gewünscht. Und, was mich schon während des Lesens beschäftigt hat, die Krankheit seiner Tochter, das kann man wohl, vorsichtig ausgedrückt, unter Schicksal verzeichnen. Und das zu verwinden, ist schwer. Aber als Vater davonzulaufen, genau in der Zeit, wo sein Kind ihn so sehr an seiner Seite braucht, wie will man sich das jemals verzeihen.
Doch fernab meiner kleinen persönlichen Abschweifung, kann ich diesem Buch auf jeden Fall eine Empfehlung aussprechen. Es ist wirklich gut.