emotionale Sedimente

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
wilde hummel 1 Avatar

Von

Percival Everett hat einen gewaltigen Roman geschrieben mit der Kernfrage, kann man sich selbst retten, wenn man das Liebste (in seinem Buch das eigene Kind) nicht gerettet werden kann. Das Cover und der Titel sind dafür gut gewählt. Der Protagonist Zach Wells ist Paläontologe, ein Professor, der selbst ein wenig versteinert und in sich selbst eingeschlossen wirkt. In seiner Höhle Fossilienfunde zu katalogisieren, Sedimentschichten frei zu legen, das kann Zach Wells wesentlich besser als mit seinen Mitmenschen Beziehungen zu leben. Die Ausnahme ist seine 12-jährige Tochter Sarah, die er liebt und die das Zentrum seines Lebens ist. Doch dann folgt die tödliche Diagnose. Sarah hat das Batten Syndrom und wird all ihre Fähigkeiten und letztendlich das Leben verlieren. Und hier fällt ihm ein anonymer Hilferuf zu und er flieht aus seiner häuslichen Dramatik in den Versuch, außerhalb irgendwen retten zu können. Anfänglich liest sich das Buch mit seinen wissenschaftlichen Einschüben der Paläontologie, dann die eingefügten Schachzüge schwierig (weil sie intellektuell konstruiert scheinen), doch im Gesamtwerk werden nachvollziehbar als innere Brüche des Protogonisten. Der Rettungsversuch der mexikanischen Frauen liest sich wie ein eingeschobener Krimi und gibt dem Buch eine interessante Wendung. Der hilflose Helfer oder eine Antwort auf die Frage: hilft es dir, anderen zu helfen. Das Buch hat mich zum Nachdenken gebracht und ich kann es unbedingt empfehlen.