Nichts Halbes und nichts Ganzes

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justm. Avatar

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Ein vom Leben gelangweilter Geologie-Professor, der sich in der Eintönigkeit und Monotonie seines Daseins bequem eingerichtet hat - es vielleicht sogar ein wenig genießt.
Doch alles ändert sich, als seine Tochter eine fatale Diagnose erhält.

"Erschütterung" ist das erste Buch von Percival Everett, das ich gelesen habe und ich befürchte, daß es - auf nicht absehbare Zeit - auch das Letzte gewesen sein wird.

Das liegt nicht mal am recht eigenwilligen, wenn auch kreativen, Schreibstil des Autors:
Wer Freude daran hat unterschiedliche Einschübe, die in den Kapiteln als Unterbrechungen fungieren, zu googlen, um einen eventuell dahinter verborgenen tieferen Sinn zu finden, der wird hier gut zu tun und seine Freude haben.
Auch wenn die Einschübe sich von Kapitel zu Kapitel unterscheiden, so entdeckt man doch schnell - teilweise auch ohne Google - deren jeweiligen Zusammenhang zu ihnen; und doch fragte ich mich jedes Mal aufs Neue, ob ich hier irgendeine Symbolik oder eben einen tieferen Sinn verpasse.
Allgemein hatte ich beim Lesen so ein Gefühl gewollter Pseudo-Intellektualität, das ich nie richtig loswurde.

Um überhaupt ins Buch "reinzukommen", brauchte ich auch mindestens das ganze erste Kapitel, das bereits ein Drittel des Buches ausmacht. Das lag hier ganz sicher an den bereits eben schon erwähnten Einschüben, die in diesem Kapitel aus Auszügen der (extrem langweiligen) Arbeit des Protagonisten bestanden.
Danach wurde es zwar vom Lesefluß her besser, doch insgesamt haben mich weder Protagonist, noch Geschichte in den Bann ziehen können.
Wäre es bei der Geschichte um die Tochter geblieben, sähe das eventuell noch ein wenig anders aus, doch Everett bringt einen weiteren Handlungsstrang in die Geschichte, die völlig deplatziert wirkt. Mir ist klar, was er damit bezweckt, aber das macht das Gelesene dennoch nicht besser.

All das gepaart mit einem Nicht-Ende* und zurück bleibt eine Leserin, die so sicher kein neuer Fan wird: 2,5 Sterne.


*Erst nach dem Lesen erfuhr ich, daß der Autor drei unterschiedliche Versionen des Buches geschrieben hat, die sich in Kleinigkeiten, vor allem aber in den Enden unterscheiden. Und irgendwie macht mich das noch ärgerlicher, was das Ende angeht, als ich es nach dem Lesen ohnehin schon war. Ich kann anderen Lesern daher nur die Daumen drücken, daß sie eine Variante mit Ende bekommen (soll es tatsächlich geben).