Ein Plädoyer für das Leben im Süden - mit leider zu wenigen umsetzbaren Tipps
"Sie müssen gar nicht in den Süden, um Ihr Leben zu ändern. Versuchen Sie doch all die Dinge, die Sie im Urlaub genießen, auf Ihr alltägliches Leben, auf Ihre Heimat zu übertragen."
Kapitel 6
"Wie wir mit dem Dolce-Vita-Prinzip gesund und glücklich werden", so das Versprechen des Untertitels. Was Alexander Oetker dann in seinem Buch beschreibt, sind typische südländische Bräuche und ein anderes Gesellschaftsbild, als man es von Deutschland kennt.
Eines vorneweg: Ich komme aus Österreich, aus einem eher ländlichen Umfeld. Es ist immer die Rede von Deutschland, schon alleine deshalb habe ich mich wenig angesprochen gefühlt. Und viele Dinge, die der Autor in deutschen Großstädten beklagt, sind hier auf dem Land wie im goldenen Süden - und sicher sind sie auch in ländlicheren Regionen Deutschlands auch noch so.
Nachbarschaftshilfe, den älteren Generationen zuhören, eine Hand, die die andere wäscht, kleine Alltagserledigungen zu Fuß erledigen - das ist hier in meinem Umfeld gelebte Realität und würde ich nicht nur südlichen Ländern zuschreiben.
Der Autor hat viele Gespräche geführt, mit deutschen Auswanderern, die ihr neues Leben in Frankreich, Portugal oder Spanien genießen. Diese Ausschnitte fand ich interessant. Was davon in einem deutschen Leben in unserem normalen Umfeld umsetzbar ist, da stoße ich schnell an meine Grenzen.
Für Selbstständige mögen manche Tipps umsetzbar sein, für Otto und Ottilie Normalarbeiter*in sind sie schlichtweg nicht möglich. Am Abend in großem Stile kochen und stundenlang gemeinsam am Tisch sitzen - naja, mein Wecker läutet um halb fünf, so viel zu spätem Essen. Zu Mittag stundenlang Pause machen? Selbst wenn mein Chef das genehmigen würde, am späten Nachmittag würde ich wohl keinen meiner Gesprächspartner*innen erreichen und wäre zur Untätigkeit gezwungen. Abgesehen davon, würde ich dann so lange arbeiten, dass sich der gemütliche Einkauf 3 Mal die Woche (wie empfohlen) schlichtweg nicht ausgehen würde. Und dann sind wir schon wieder am Abend, wo stundenlang gemeinsam gekocht und gegessen wird. Dafür hat (m)ein Tag zu wenig Stunden.
Es gelassener sehen, wenn der Handwerker um Stunden oder Tage zu spät kommt - wenn ich von zu Hause aus arbeite, kein Problem. Wenn ich aber anschließend in die Arbeit muss, ist das eine Challenge.
Der letzte Tipp in der Liste ist "Zieh in den Süden" - schließlich sind dort schöne Zweitwohnsitze schon um 130.000 bis 250.000 Euro zu haben. Für die privilegierte Blase des Autors mag das wenig sein, bei den meisten anderen sieht das wohl anders aus. Und wenn ich dann im Ausland lebe, wie soll ich mich um die (Enkel-)Kinder und die Alten kümmern, was ja auch zum Dolce-Vita-Prinzip gehört?
Dieses Kapitel ist mit einigen guten Hinweisen für wirklich Auswanderungswillige durchsetzt, die wohl hilfreich sind, wenn man das wirklich ins Auge fast.
Für mich, die ich gerne in Österreich leben, die die Weite und das Gefühl, selbst klein zu sein, nicht nur am Meer sondern auch jederzeit auf meinem Hausberg haben kann, ist ein Alter im Süden nicht erstrebenswert.
Ich habe mir von dem Buch Ratschläge erhofft, wie ich in ein bisschen Süden machbar in meinen Alltag integrieren kann, davon war mir persönlich zu wenig.
Abgerundet wird das Buch durch ein Alphabet, von A bis Z Wörter aus südlichen Ländern mit ihrer Bedeutung, von "Amore" über "Mer" bis "Zumo de naranja" (Orangesaft). Das war ein netter Abschluss mit ein wenig Stimmung.
Beim Zuschlagen des Buches hatte ich das Gefühl, einige wenige hilfreiche Dinge gelesen zu haben - und ganz viel darüber, wie sich das Leben für Privilegierte anfühlt und wie schlecht doch alles in Deutschland ist.
Aber mir ist auch klar geworden, was ich an meinem Lebensumfeld schätze und was ich forcieren möchte.
Was zusätzlich auffällt: Ich weiß nicht, ob das in der E-Book-Ausgabe anders ist als im Print-Exemplar, aber es finden sich sehr viele Wörter, die nur zur Hälfte abgedruckt sind und eine Fülle an Lektoratsfehlern. Dies hat zwar auf meine Sternebewertung keinen Einfluss, aber hier hätte ich mir mehr Sorgfalt gewünscht.
Fazit: Ein Plädoyer für das Leben im Süden - mit leider zu wenigen umsetzbaren Tipps, um diesen ein wenig in den Alltag zu holen.
Kapitel 6
"Wie wir mit dem Dolce-Vita-Prinzip gesund und glücklich werden", so das Versprechen des Untertitels. Was Alexander Oetker dann in seinem Buch beschreibt, sind typische südländische Bräuche und ein anderes Gesellschaftsbild, als man es von Deutschland kennt.
Eines vorneweg: Ich komme aus Österreich, aus einem eher ländlichen Umfeld. Es ist immer die Rede von Deutschland, schon alleine deshalb habe ich mich wenig angesprochen gefühlt. Und viele Dinge, die der Autor in deutschen Großstädten beklagt, sind hier auf dem Land wie im goldenen Süden - und sicher sind sie auch in ländlicheren Regionen Deutschlands auch noch so.
Nachbarschaftshilfe, den älteren Generationen zuhören, eine Hand, die die andere wäscht, kleine Alltagserledigungen zu Fuß erledigen - das ist hier in meinem Umfeld gelebte Realität und würde ich nicht nur südlichen Ländern zuschreiben.
Der Autor hat viele Gespräche geführt, mit deutschen Auswanderern, die ihr neues Leben in Frankreich, Portugal oder Spanien genießen. Diese Ausschnitte fand ich interessant. Was davon in einem deutschen Leben in unserem normalen Umfeld umsetzbar ist, da stoße ich schnell an meine Grenzen.
Für Selbstständige mögen manche Tipps umsetzbar sein, für Otto und Ottilie Normalarbeiter*in sind sie schlichtweg nicht möglich. Am Abend in großem Stile kochen und stundenlang gemeinsam am Tisch sitzen - naja, mein Wecker läutet um halb fünf, so viel zu spätem Essen. Zu Mittag stundenlang Pause machen? Selbst wenn mein Chef das genehmigen würde, am späten Nachmittag würde ich wohl keinen meiner Gesprächspartner*innen erreichen und wäre zur Untätigkeit gezwungen. Abgesehen davon, würde ich dann so lange arbeiten, dass sich der gemütliche Einkauf 3 Mal die Woche (wie empfohlen) schlichtweg nicht ausgehen würde. Und dann sind wir schon wieder am Abend, wo stundenlang gemeinsam gekocht und gegessen wird. Dafür hat (m)ein Tag zu wenig Stunden.
Es gelassener sehen, wenn der Handwerker um Stunden oder Tage zu spät kommt - wenn ich von zu Hause aus arbeite, kein Problem. Wenn ich aber anschließend in die Arbeit muss, ist das eine Challenge.
Der letzte Tipp in der Liste ist "Zieh in den Süden" - schließlich sind dort schöne Zweitwohnsitze schon um 130.000 bis 250.000 Euro zu haben. Für die privilegierte Blase des Autors mag das wenig sein, bei den meisten anderen sieht das wohl anders aus. Und wenn ich dann im Ausland lebe, wie soll ich mich um die (Enkel-)Kinder und die Alten kümmern, was ja auch zum Dolce-Vita-Prinzip gehört?
Dieses Kapitel ist mit einigen guten Hinweisen für wirklich Auswanderungswillige durchsetzt, die wohl hilfreich sind, wenn man das wirklich ins Auge fast.
Für mich, die ich gerne in Österreich leben, die die Weite und das Gefühl, selbst klein zu sein, nicht nur am Meer sondern auch jederzeit auf meinem Hausberg haben kann, ist ein Alter im Süden nicht erstrebenswert.
Ich habe mir von dem Buch Ratschläge erhofft, wie ich in ein bisschen Süden machbar in meinen Alltag integrieren kann, davon war mir persönlich zu wenig.
Abgerundet wird das Buch durch ein Alphabet, von A bis Z Wörter aus südlichen Ländern mit ihrer Bedeutung, von "Amore" über "Mer" bis "Zumo de naranja" (Orangesaft). Das war ein netter Abschluss mit ein wenig Stimmung.
Beim Zuschlagen des Buches hatte ich das Gefühl, einige wenige hilfreiche Dinge gelesen zu haben - und ganz viel darüber, wie sich das Leben für Privilegierte anfühlt und wie schlecht doch alles in Deutschland ist.
Aber mir ist auch klar geworden, was ich an meinem Lebensumfeld schätze und was ich forcieren möchte.
Was zusätzlich auffällt: Ich weiß nicht, ob das in der E-Book-Ausgabe anders ist als im Print-Exemplar, aber es finden sich sehr viele Wörter, die nur zur Hälfte abgedruckt sind und eine Fülle an Lektoratsfehlern. Dies hat zwar auf meine Sternebewertung keinen Einfluss, aber hier hätte ich mir mehr Sorgfalt gewünscht.
Fazit: Ein Plädoyer für das Leben im Süden - mit leider zu wenigen umsetzbaren Tipps, um diesen ein wenig in den Alltag zu holen.