Italian Vibes

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
lulu Avatar

Von

Alexander Oetker ist viel in südlichen europäischen Ländern unterwegs gewesen und hat die Vorteile der dortigen Lebensweise kennengelernt. Auf Basis dieser Erfahrungen schwärmt er in diesem Büchlein vom Dolce Vita: selbstverständlicher gegenseitiger Hilfe, Entschleunigung, gutem Essen, Respekt vor dem Alter, Temperament und Selbstvertrauen. Er erzählt von persönlichen Begegnungen und Gesprächen mit Einheimischen und Ausgewanderten. Dies liest sich alles leicht und flüssig, gibt nette Anregungen und hinterlässt ein gutes Gefühl.

Dennoch bin ich nicht ganz begeistert, denn ich werde den Eindruck nicht los, dass alles durch die rosarote Brille betrachtet wird. Er bedient einige Klischees vom Dolce Vita. Schon die Zitrone auf dem Cover hat mich gleich an die Italiensehnsucht der deutschen Romantik erinnert: Kennst du das Land, wo die Zitronen blühen… und das Leben so viel einfacher gelingt!
Doch auch in Italien ist das moderne Arbeitsleben eingezogen und macht das dörfliche Zusammenleben mehrerer Generationen unmöglich, und in den abgeschiedenen Bergdörfern bleiben nur die Alten zurück. In den Großstädten ist das Leben zwar noch lauter als in Deutschland, aber nicht unbedingt fröhlicher. Auch hier führt die allgemeine Unzufriedenheit zu einem Erstarken der politischen Rechten….

Insbesondere Oetkers oberlehrerhafte Zusammenfassungen und Leitsätze am Ende der Kapitel haben mich mehr gestört als motiviert. Zudem hätte ich mir eine ansprechendere optische Gestaltung des Büchleins gewünscht anstelle der nackten Textseiten: zum Beispiel ein paar schönen Skizzen der geschilderten dörflichen Marktplätze, guten Speisen und mit Würde und Lebensfreude gealterten Menschen. In Summe finde ich das Buch daher weder als praktischer Ratgeber noch als schönes Lesebüchlein ganz überzeugend.