Agentenspannung, aber mittelmäßiger Krimi

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mythenmetzfan Avatar

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"Es klingelte an der Tür" ist Rex Stouts erfolgreichster Nero-Wolfe-Fall.
Eine exzentrische Millionenerbin, Rachel Bruner, wird vom FBI rund um die Uhr beschattet und bedrängt - und das "nur" weil sie ein Enthüllungsbuch, das all die dunklen Seiten des FBI aufdeckt, zigfach gekauft und an bekannte und einflussreiche Persönlichkeiten verschenkt hat. Sie beauftragt Nero Wolfe und dessen Gehilfen Archie Goodwin damit, dafür zu sorgen, dass sie vom FBI in Ruhe gelassen wird. Eine unmögliche Aufgabe, sogar für den beinahe allmächtigen Nero Wolfe. Doch der Vorschuss und das Honorar, das die Dame bietet, sind so hoch, dass er nicht ablehnen kann. Damit wäre beinahe sein Jahreseinkommen gedeckt.
So macht sich das Detektivduo daran, alle Informationsquellen, die sie haben, anzuzapfen, um Verfehlungen und Schwachstellen des FBI herauszufinden, um es damit unter Druck zu setzen. Sie ermitteln in unterschiedlichste Richtungen und lösen dabei, ganz nebenbei, auch noch einen Mordfall. Ich will das Ende natürlich nicht verraten, doch es sei nur so viel gesagt: Für Nero Wolfe scheint wirklich nichts unmöglich zu sein.
Insgesamt fand ich das ganze Buch als Krimi nicht so prickelnd. Es handelt sich um einen spannenden Agententhriller, aber das wollte ich eigentlich nicht haben... An dem Detektivgespann stört mich, dass Nero Wolfe kaum in Aktion tritt und auch kaum beschrieben wird. Stattdessen ermittelt der "Gehilfe" Archie Goodwin, ein überheblicher, arroganter und sexistischer Macho wie er im Buche steht, auf eigene Faust, führt alle Gespräche, durchsucht Wohnungen, usw. und berichtet Wolfe am Ende davon. Den Fall und auch den Mordfall lösen sie eigentlich nur durch Glückstreffer und Zufallsfunde.
Insgesamt hat mich das Buch nicht überzeugt. Auch wenn es als Klassiker gilt, der neu übersetzt wurde, finde ich, dass er sich zäh liest und manchmal sehr verwirrend ist, wenn zwischen den Ermittlungssträngen wild hin und her gesprungen wird.
Wenn es meinem Vater, der es auch gelesen hat, nicht so gut gefallen hätte, hätte es von mir nur zwei Sterne bekommen.
Meine Hoffnung, in Nero Wolfe, einen neuen und New Yorkerischen Hercule Poirot zu entdecken, hat sich überhaupt nicht erfüllt.