David gegen Goliath

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ewa Avatar

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Ein Privatermittler stellt sich gegen die Überwachung einer großen staatlichen Behörde, um einen Eingriff in sein Privatleben und das seiner Klientin zu unterbinden. In geschickter Weise spielt er die verschiedenen Organe der sogenannten Obrigkeit gegeneinander aus, wehrt sich gegen Überwachung, schafft das Unmögliche und klärt nebenher noch einen Mordfall auf.

Was wie ein Plot aus einem Roman der Jetzt-Zeit klingt ist in Wahrheit bereits Mitte des letzten Jahrhunderts erschienen und scheint aber aktueller als je zuvor. Rex Stout hat mit seinem Privatdetektiv Nero Wolfe und seinem Assistenten Archie Goodwin ein amüsantes und cleveres Ermittler-Duo erschaffen, das in dutzenden Fällen ermitteln durfte. „Es klingelte an der Tür“ ist meine erste Berührung mit der Nero-Wolfe-Reihe gewesen, aber ich denke es war nicht die letzte. Die Charaktere sind wunderbar beschrieben und durch ihre kleinen und großen Eigenarten sehr schnell liebzugewinnen. Ein bisschen problematisch war allerdings die Tatsache, dass dieser Band einer der letzten der Reihe ist und, da man wie ich die vorangegangenen Geschichten nicht kannte, man ein paar Anspielungen nicht verstehen konnte und einige Figuren ohne Erläuterung eingeführt wurden (da man sie aus den anderen Bänden vermutlich bereits kennt). Das trübte das Lesevergnügen allerdings nicht in allzu großem Maße.

Nero Wolfe wird in dieser Geschichte von einer Klientin dazu aufgefordert sich mit einer Institution unter Leitung eines gewissen J. Edgar Hoover anzulegen, da diese sie überwache. Falls es ihm gelänge biete sie ihm eine ungeheure Summe Geld. Obwohl dieser Auftrag nicht durchführbar scheint, lassen sich Wolfe und Goodwin darauf ein und das Spiel beginnt. Es geht um Überwachung, Geheimhaltung, Behördenwahnsinn und Kompetenzgerangel und man kann beim Lesen manchmal vergessen, dass die Geschichte in den 60ern des letzten Jahrhunderts angesiedelt ist. Zu aktuell erscheint die Thematik und die Parallelen sind faszinierend. Man kann sich vorstellen, und das wird im Nachwort auch angesprochen, dass dieses Buch bereits bei Erscheinen gesellschaftlich relevant war und auch die Aufmerksamkeit besagter Behörde erregte.

Ein rundum gelungener Kriminalroman und für mich eine (Neu)Entdeckung, die sich lohnt.