Für Nostalgiker

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Der Verlag Klett-Cotta legt die Romane von Rex Stout über den berühmten Privatdetektiv Nero Wolf mit einer überarbeiteten Übersetzung neu auf. Den Anfang macht Band 41: „Es klingelte an der Tür“. Das Cover ist sehr schön, leicht nostalgisch angehaucht, das Buch im Taschenbuchformat mit einem hochwertigen Leinenumschlag.

Zum Inhalt: Rachel Brunner, eine reiche Witwe, hat 10.000 Exemplare eines Enthüllungsbuches über das FBI an verschiedenste Leute geschickt. Seitdem werden sie und ihre Familie vom FBI beschattet. Sie wendet sich an Privatdetektiv Nero Wolfe, den sie für den Einzigen hält, der ihr gegen das FBI helfen kann. Nach reichlich Zögern nimmt Wolfe den Auftrag an. Ab da stehen er und sein Mitarbeiter Archie Goodwin natürlich ebenfalls unter Beobachtung des FBI. Unerwartet bekommen sie in dem Fall „Unterstützung“ von Inspector Cramer vom Morddezernat. Obwohl dieser eigentlich nicht sonderlich gut auf Nero Wolfe zu sprechen ist, erzählt er ihnen von einem ungelösten Mordfall, bei dem er FBI-Mitarbeiter als Täter vermutet. Wolfe und Goodwin nehmen sich des Mordfalls an, da sie hoffen, damit auch das Problem ihrer Klientin lösen zu können.

Ich hatte vorher noch keinen Roman von Rex Stout gelesen und war ziemlich gespannt auf den berühmten Privatdetektiv Nero Wolfe. Leider wurden meine Erwartungen nicht ganz erfüllt. Obwohl die Geschichte recht verheißungsvoll anfing, bin ich mit den Figuren nicht warm geworden. Das fing schon damit an, dass der hochgelobte Nero Wolfe kaum in Erscheinung trat. Die Geschichte wird von seinem Angestellten / Assistenten / Laufburschen Archie Godwin erzählt. Dieser übernimmt im Prinzip auch die ganzen Ermittlungen. Was Nero Wolfe währenddessen treibt, bleibt für den Leser weitgehend unklar. Scheinbar verschwindet er immer wieder stundenlang zu seinen Orchideen, das Haus verlässt er praktisch nie. Man könnte jetzt vermuten, dass er seine Fälle, wie Poirot, durch Nachdenken löst. Vielleicht ist das auch so, aber der Leser darf leider kaum an den Gedanken des großen Meisters teilhaben. Warum also immer von dem größten Privatdetektive Nero Wolfe gesprochen wird, ist mir ein Rätsel. Auch wenn der große Meister sich ab und an aus dem Hintergrund äußert, der Leser ist immer nur mit Archie unterwegs, und selbigen habe ich auch als Hauptfigur des Buches empfunden.
Auch nachdem ich das ganze Buch gelesen habe, hätte ich Probleme, Godwin oder Wolfe zu beschreiben. Die beiden sind für mich absolut zweidimensional geblieben. Im Anhang erfährt man auf zwei Seiten mehr über die beiden als in dem ganzen Buch. Auch hat mich die „Alle doof außer Ich“-Haltung, die manchmal durchscheint, gestört. Wie Wolfe und Godwin letztendlich mit dem FBI fertig werden, war zwar ganz amüsant, fand ich aber nicht ganz überzeugend.
Im Gegensatz zu Agatha Christie, die ich immer als zeitlos empfunden habe, halte ich diesen Roman für nicht mehr zeitgemäß, obwohl das Thema durchaus aktuelle Relevanz hat.

Für Nostalgiker, ganz nett. Für mich ist das Buch leider nichts. Zu amerikanisch, platte Charaktere, die angepriesene „literarische Qualität“ konnte ich nicht entdecken.