Schön altmodisch - und doch ganz aktuell!

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takabayashi Avatar

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Nero Wolfe, Privatdetektiv, aber auch passionierter Orchideenzüchter und Feinschmecker, ist die graue Eminenz, der Strippenzieher im Hintergrund, sein Adlatus Archie Goodwin berichtet als teilnehmender Beobachter und Ich-Erzähler über seine Fälle - nicht unähnlich Sherlock Holmes' Dr. Watson. Dann gibt es noch Wolfes Schweizer Leibkoch Fritz, und alle drei residieren in Nero Wolfes New Yorker Brownstone, in dem sich auch sein Büro befindet. Archie erledigt hauptsächlich die Beinarbeit, während Nero das Haus nur verlässt, wenn es gar nicht zu vermeiden ist und die meisten Probleme von seinem Schreibtisch aus löst. Wir schreiben das Jahr 1965.
In diesem Fall beauftragt die vermögende Witwe Bruner den Detektiv, gegen das FBI zu ermitteln, eine fast unlösbare Aufgabe; denn wie soll man gegen eine Institution ermitteln, deren klandestine Aktionen offiziell nie stattgefunden haben?
Die Witwe war nach der Lektüre des Buches "Das unbekannte FBI" so begeistert, dass sie fand, es müsse unter die Leute gebracht werden. Kurz entschlossen erwarb sie 10.000 Exemplare und versandte diese an ausgewählte Adressaten wie Kabinettsangehörige, Richter, Gouverneure, Senatoren, Redakteure etc.
Unangenehmerweise werden jetzt sie und ihre Kinder beschattet, ihre Telefonleitungen wurden angezapft, Freunde und Mitarbeiter wurden verhört, ihr Haus steht unter permanenter Beobachtung und allmählich wird ihr das alles zu viel! Wenn überhaupt jemand dem FBI Einhalt gebieten könne, dann sei es Nero Wolfe.
Wolfe will den Fall als völlig unlösbar ablehnen, wird dann aber doch bei seiner Eitelkeit gepackt, denn eigentlich gibt es für einen Nero Wolfe keine unlösbaren Aufgaben. Und das mehr als großzügige Honorar, das in Aussicht gestellt wird, ist auch nicht zu verachten.
Wie der große Detektiv diese schwierige Aufgabe angeht und ob es ihm tatsächlich gelingt, diesen Fall zum Abschluss zu bringen, lässt sich in Archies humorvoller Schilderung aufs Amüsanteste verfolgen. Und in der aktuellen Politik sind Lauschangriffe ein mindestens genau so brisantes Thema wie damals ...
Ich habe das englische Original nicht gelesen, aber die deutsche Neuübersetzung erscheint mir sehr gelungen und trifft den richtigen Ton. Die bibliophile Aufmachung des Leinenbändchens ist auch sehr ansprechend. Also genau das Richtige für Liebhaber klassischer Krimis mit viel Humor und skurrilem Personal!