Wer Hercule Poirot mag, wird Nero Wolfe lieben

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Wer glaubt, dass Nero Wolfe die Geschichte erzählt, sieht sich schon mit der ersten Täuschung konfrontiert, denn die Geschichte erzählt Archie Goodwin, Nero Wolfes Assistent: Die reiche Witwe Rachel Bruner ist empört über ein Buch über das FBI und verscherzt es sich daraufhin mit eben jenem. Das wiederum nimmt das FBI zum Anlass, Rachel Bruner, ihre Familie und Mitarbeiter zu beschatten. Um diesen überaus misslichen Umstand abzuschalten, engagiert sie Nero Wolfe, den berühmten Detektiv. Während seiner Recherchen passiert auch noch ein Mord: ein freier Autor, der über das FBI recherchierte, wird tot aufgefunden … ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

An sich plätschert die Geschichte vor sich hin – wie in alten Filmen, obwohl immer etwas passiert. Die Assoziation mit einem alten Film mag daran liegen, dass Stout bzw. die Übersetzung es schafft, sofort Bilder von Humphrey Bogart und Lauren Bacall vor dem inneren Auge erscheinen zu lassen – wenngleich Bogart nicht Wolfes Phänotyp entspräche, da kämen Peter Ustinov und Angela Lansbury wohl eher hin. Das Buch ist wunderbar altmodisch und das gilt sowohl für die Geschichte als auch den Leineneinband. Großes Tempo oder rasende Spannung gibt es nicht, aber das macht auch nicht den Reiz aus. Der liegt vielmehr darin, einen Fall ohne unsere modernen Mittel zu lösen – „nur“ mit Gewitztheit. Das hat was.