Wer klingelt jetzt?

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herbstrose Avatar

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Nachdem die reiche Geschäftsfrau Rachel Bruner das Buch „Hinter den Kulissen des FBI“ gelesen hatte war sie der Meinung, alle Amerikaner in führenden Positionen sollten es auch lesen und verschickte es daher an 10.000 einflussreiche Bürger. Das gefiel wohl dem FBI ganz und gar nicht – die Dame fühlt sich seither verfolgt und auf Schritt und Tritt überwacht. Als Retter in der Not erscheint ihr Nero Wolfe geeignet, der bekannte New Yorker Privatdetektiv. Doch Wolfe zögert den Auftrag anzunehmen, er kann und will sich nicht mit dem FBI anlegen. Auch Wolfes Assistent Archie Goodwin rät davon ab. Doch ein Scheck über 100.000 Dollar als Anzahlung stimmt Wolfe um …

Wer von den (älteren) Lesern kennt sie nicht, die US-Fernsehserie „Nero Wolfe“ aus den 80er Jahren, mit dem übergewichtigen bärtigen Ermittler, der seine Wohnung fast nie verlässt und der mit Hilfe seiner Assistenten Archie Goodwein und Saul Panzer auch die kniffligsten Fälle in seinem Stuhl sitzend löste? Nero Wolfe, der gemütliche Orchideenzüchter und Liebhaber exzellenter Küche, mit eigenem Koch und Gärtner, – ihnen allen begegnet man in diesem Buch wieder. „Es klingelte an der Tür“ ist eine der unzähligen Episoden, die der Autor Rex Stout (1886-1975) in der Zeit von 1934 bis 1975 geschrieben hat. Auch hier befasste er sich kritisch, wie in vielen seiner Bücher, mit Übergriffen amerikanischer Staatsorgane in die Privatsphäre der Bürger und entlarvt mit grimmigem Witz die Überwachungsmethoden des FBI.

Der Schreibstil ist, dank der Neuübersetzung von Conny Lösch, sehr ansprechend und flüssig lesbar. Der Autor lässt seinen Assistenten Archie Goodwin erzählen, der die verzwickte Story dem Leser auf unterhaltsame Weise und mit einer gehörigen Portion Humor näher bringt. Trotzdem ist es nicht einfach, dem kniffligen Geschehen zu folgen, denn zwei zunächst eigenständige Fälle werden von Wolfe geschickt miteinander verwoben. Richtige Spannung kommt jedoch erst ab etwa der Mitte des Buches auf. Die Protagonisten sind gut gezeichnet – beim Lesen kommen Erinnerungen zurück und es spielt auch eine große Portion Nostalgie mit. Die gute Haptik des Einbandes, das einprägsame Cover, ein interessantes Nachwort von Jürgen Kaube und ein Auszug (in englisch) aus dem Rex-Stout-Archiv vervollständigen den guten Gesamteindruck.

Fazit: Eine Detektivgeschichte, die zu lesen mir großen Spaß bereitet hat.