Liebe/ Freundschaft/ Altlast

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lili_an Avatar

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Juliette und David - David und Juliette. Seit ihrer Kindheit sind sie ein eingeschworenes Team - ein unzertrennliches Duo - beste Freunde.

Mittlerweile sind jedoch beide junge Erwachsene geworden. Juliette bereitet sich darauf vor, aufs College zu gehen, ihr Erwachsenwerden auszukosten und auf eigenen Beinen zu stehen... währenddessen kämpft David mit seinem Krebs, der ihn ziemlich eingeschränkt und isoliert aufstellt.
In "Es war einmal in Brooklyn" erzählt Syd Atlas über die tiefe Freundschaft der beiden, die mit zunehmendem Alter jedoch immer bröckeliger wird, bis man sich fragt ob es überhaupt noch Freundschaft ist. Über die Alltagsprobleme der beiden Protagonisten. Und auch viel über deren Verwandte und Freunde - bis hin zu den Urgroßeltern.

Alles in allem eigentlich eine schöne Geschichte. Jedoch konnte ich mich nicht wirklich in die Charaktere hineinversetzen oder mit ihnen mitfühlen. Die Freundschaft zwischen David und Juliette, um die es eigentlich gehen soll, wird aus meiner Sicht durch 2 andere Sachen überschattet: a) ich finde nicht, dass es zum Zeitpunkt der Erzählung noch wirklich eine Freundschaft ist, b) die Geschichten aller anderen Charaktere in diversen Zeitschienen nehmen so viel Raum ein, dass für die Beziehung zwischen Juliette und David kaum Raum bleibt.
Der Blackout, mit dem der Wendepunkt der Geschichte kommen soll, kommt mir etwas zu kurz, damit leider auch der Wendepunkt selbst. Die Veränderung zwischen Juliette und David hat schon längst stattgefunden und wird durch die Nacht im Dunklen eigentlich nur letzendlich besiegelt; wobei der letzte Stoß deutlich nach dem Blackout stattfindet.

In der Erzählung geht es im Grunde um Juliettes Erwachsen-Werden, wobei sie sich jedoch eher wie eine 14-Jährige verhält.
Dabei geht es, wie bei Teenagern zu erwarten, auch zentral um das Thema Sex. Ich finde es etwas fraglich, hierauf den Fokus zu legen, gäbe es bei den Hauptfiguren (Krebskrank + soziale Ausenseiterin) doch emotional viel Tiefgründigeres zu beleuchten.
Auch Rassismus/ Diskrikinierung tauchen als Thema der 1970er Jahre stellenweise auf. Legitim, da es die Zeit wiedergibt, andererseits tut es zur Handlung nichts zu Sache - ich bin etwas darüber gestolpert.


Als Fazit würde ich sagen ein eher mittelmäßiger Coming-of-age Roman. Ich hatte mir mehr Fokus auf und mehr Tiefe in der Beziehung zwischen David und Juliette erwartet. Die Geschichten der vielen Nebencharaktere drängen zwar das Hauptthema an den Rand, verleihen dem Roman letztendlich aber seine Konsistenz und Liebenswürdigkeit.

Lieblingszitate:
David weinte, weil er eigentlich nicht sterben wollte und weil er bei ihrem Anblick begriff, warum er leben wollte. Er wollte für sie leben – sie rettete ihm das Leben.

Erst wenn wir vom weg abgekommen sind, fangen wir an, uns selbst zu verstehen.

Von nun an verlange ich kein Glück mehr, ich bin mein glück, Von nun an winsle ich nciht mehr, [...] Stark und genügsam reise ich auf der offenen Straße.

Wird es wieder gut? Ich weiß es nicht. Aber was ist die Alternative?

Du kannst sein wer du willst [...] du musst dich nur dafür entscheiden.