Leider wieder Prinzessinnen, die sich retten lassen

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ichgebäre Avatar

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Bei Kinderbüchern bin ich noch kritischer, als bei Büchern für Erwachsene. Denn Kinder übernehmen sehr viel direkter, was wir ihnen vorleben.

Ich gehe deshalb immer mit einer großen Portion Misstrauen an Kinderbücher heran - das gilt um so mehr für Märchenbücher, die häufig nur so vor Stereotypen platzen.

Das Buch "Es war einmal... Meine Märchen" hat von mir 3 von 5 Sternen bekommen und ist damit eines der besseren Märchenbücher.

Zehn bekannte Märchen werden jeweils in kurzen Geschichten vorgestellt. Die Geschichten sind teilweise stark gekürzt und auf den wesentlichen Inhalt komprimiert. So sind sie auch schon für kleine Kinder ab circa 3 Jahren geeignet. Laut Buchrücken ist das Buch für Kinder ab zwei Jahren empfehlenswert. Ich stimme dem zu, wenn es zum Anschauen und besprechen gedacht ist. Zum Vorlesen sind die Texte für den*die durchschnittliche Zweijährige aber noch zu lang.


Im Buch werden die bekannten Märchen Rotkäppchen, Die Prinzessin auf der Erbse, Frau Holle, Das hässliche Entlein, Schneewittchen und die 7 Zwerge, Der Froschkönig, Hänsel und Gretel, Die Bremer Stadtmusikanten, Dornröschen und Aschenputtel vorgestellt.

Von den zehn Märchen bedienen also fünf - die Hälfte! - das Klischee, dass die weibliche Hauptperson am Ende den Prinzen heiratet. Das sind also Geschichten, von denen ich grundsätzlich Abstand nehme.

Von den anderen 5 Geschichten handeln 2 von Tieren. Die restlichen drei Geschichten haben mindestens eine weibliche Hauptperson, die nicht von männlichen Personen dominiert wird. Immerhin.

Dennoch, wie eingangs geschrieben, gehört dieses Buch zu den besseren Märchenbüchern für kleine Kinder. Der Grund liegt in den Zeichnungen:

Das Buch besticht durch wunderbare Bilder. Die Farben sind kräftig, freundlich und doch nicht übertrieben. Besonders positiv ist mir außerdem aufgefallen, dass nicht alle Hauptpersonen weiß sind. In der Geschichte vom Froschkönig sowie bei der Prinzessin auf der Erbse sind die Personen dunkelhäutig. Das ist wirklich selten, und sehr positiv hervorzuheben.

Darüber hinaus finde ich es angenehm, dass die Personen nicht den gängigen Model-Maßen entsprechen. Die Personen haben keine Disney-haften Kurven, sondern wirken wesentlich mehr wie die Durchschnittsperson. (Mir ist bewusst, dass auch hier eine normative Wertung enthalten ist.)

Zuletzt noch zum Material: Die Seiten sind aus dicker Pappe und damit ideal, um immer wieder von kleinen Kinderhänden gepackt zu werden. Das Buch wurde mit dem FSC-MIX-Label ausgezeichnet.

Fazit: Leider werden auch in diesem Buch die Geschlechterrollen vom rettenden Prinzen und der dankbaren Frau zementiert. Die Bilder gleichen aber viel wieder aus.