Die Fahrt des Grauens

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vanny09 Avatar

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„Eskalation“ ist der Debüt Psychothriller von Nora Benrath. Bereits das Cover lässt erahnen, das uns eine packende, schaurige und nervenaufreibende Geschichte erwarten wird. Es ist dunkel. Eine einsame verlassene Straße, umgeben von Bäumen. In der Ferne sieht man die Scheinwerfer eines Autos. Die düsteren Farben und das Motiv sorgen für eine unheimliche und gruselige Atmosphäre, so wird der Leser bereits durch diese Gestaltung in die richtige Stimmung versetzt.

Dina Martin ist spät abends allein auf der Autobahn unterwegs. Sie plagen Schuldgefühle, weil sie eigentlich schon längst wieder zu Hause bei ihrer Tochter und ihrem Mann sein wollte. Doch das ist nicht das Einzige, worüber sie sich Gedanken machen sollte, denn sie wird von einem großen Auto verfolgt, dessen Fahrer ihr Kommandos durch die Freisprechanlage gibt. Als sie dann noch in eine Polizeikontrolle gerät, lebt die Hoffnung auf, dass dieser Albtraum ein Ende nimmt, aber da hat sie sich getäuscht, denn der eigentliche Albtraum hat jetzt erst begonnen.

Der Schreibstil ist richtig packend und hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen. Die gesamte Geschichte ließ sich so flüssig weg lesen, da bin ich regelrecht durch die Seiten geflogen. Was mich auch sehr gefreut hat, waren die super kurzen Kapitel, die es mir erleichtert haben, zwischendurch auch mal kurze Pausen einzulegen, auch wenn man das Buch am liebsten ohne Unterbrechung gelesen hätte. Die Kapitel werden in zeitlicher Reihenfolge erzählt und die Kapitelüberschriften ermöglichen es dem Leser besser einzuordnen, wie viel Zeit zwischen den jeweiligen Handlungen vergangen ist. Äußerst gelungen finde ich auch die ganzen Perspektivwechsel, die für die nötige Abwechslung gesorgt haben. So kommt keine Monotonie auf und man hat die Möglichkeit, Informationen über die verschiedenen Charaktere zu sammeln. Die Autorin hat sich hier auf das Wesentliche konzentriert und die Geschichte nicht mit überflüssigen Informationen oder Handlungssträngen aufgebauscht, so blieb es wirklich bis zur letzten Seite spannend. Der „Täter“ schien zunächst so offensichtlich zu sein und hätte auch meine Vermutungen entsprochen, doch die ganzen Ereignisse und unerwarteten Wendungen haben am Ende dafür gesorgt, dass alles doch ganz anders kam. Mit dem Ausgang und vor allem auch mit den Motiven hätte ich einfach niemals gerechnet, da es sich null vorher angedeutet hatte und somit völlig überraschend kam. Abgründe haben sich aufgetan, die einfach nur grausam und furchtbar erschreckend waren.

Es wurden hier vielschichtige und facettenreiche Charaktere geschaffen, die die Geschichte erst so real und authentisch haben werden lassen. Die Handlung und die Charaktere sind zwar Fiktion, aber ich kann mir durchaus auch vorstellen, dass man ähnlich agierende Personen im realen Leben wieder finden könnte. Diese Geschichte ist ein gutes Beispiel dafür, das man dem Menschen immer nur vor und nicht in den Kopf schauen kann, somit bleiben solche menschlichen Abgründe für Außenstehende unentdeckt.

Fazit: ein wirklich tolles und gelungenes Debüt. Ich liebe Bücher, bei denen man nicht sofort den Ausgang kennt. Das war hier so ein Fall, denn die Autorin hat es definitiv geschafft, mich mehrmals auf die falsche Fährte zu führen. So macht lesen Spaß. Weitere so tolle Bücher dürfen gerne folgen.