Keine große Kinoleinwand, aber solider TV-Thriller in Buchform

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Als Dina nach einem Mädelsabend auf dem Heimweg ist, bekommt sie einen Anruf aus dem Wagen hinter ihr. Der Anrufer bedroht sie und sie sieht sich gezwungen zu tun, was er von ihr verlangt. Als sie in eine Polizeikontrolle gerät, wähnt sie sich in Sicherheit. Doch wird das tatsächlich ihre Rettung sein?

Die Geschichte beginnt direkt mit der dramatischen Autoszene, wodurch man gleich Lust bekommt weiterzulesen, weil der Anfang schon so spannend ist. Die Spannung kann dann zwar nicht das gesamte Buch über gehalten werden, bleibt aber trotzdem auf einem guten Niveau. Ein angenehm flüssiger Schreibstil trägt zum Lesespaß noch bei und auch auf die erste Leiche muss der Leser nicht lange warten. Von mir aus hätte die Autoszene gerne noch länger gehen dürfen, sie war ausgereift und gut.

Weniger ausgereift waren die Protagonisten, sie waren leider recht oberflächlich gehalten. Hin und wieder versucht die Autorin mit kleinen Details, den Figuren etwas Leben einzuhauchen. Das ist ihr aber leider nicht gelungen, zumal diese Details für die Story völlig irrelevant waren und auch nur kurz erwähnt, aber nicht weiter ausgeführt wurden. Viele Verhaltensweisen der Protas konnte ich nicht wirklich nachvollziehen, vielleicht gerade weil ich sie nicht näher kennenlernen konnte. Das Buch besticht durch viele Perspektivwechsel. Leider kommen die Figuren dadurch oftmals zu kurz. So wurde z.B. Dinas Mann im Laufe der Geschichte fast schon zu einer Randfigur, was ich sehr schade fand. Andererseits machten gerade die häufigen Wechsel das Ganze abwechslungsreich und gut zu lesen.

Die Spannung blieb natürlich nicht beständig auf dem Anfangsniveau, flachte aber auch nie ganz ab, so dass die Geschichte eigentlich durchgehend spannend blieb und man das Buch schnell durchlesen konnte und auch wollte.
Im Laufe der Perspektivwechsel wird auch immer wieder aus der Sicht des Mörders erzählt, das finde ich grundsätzlich immer spannend. Aber schon hier hatte ich Probleme, den Gedankengängen zu folgen, weil sich mir die Logik oft nicht erschloss und ich die Denkweise teils schon fast als widersprüchlich empfand. So konnte mich dann auch leider das Ende nicht überzeugen. Der Leser wurde immer wieder auf falsche Fährten gelockt, was ja bei einem Thriller auch so sein sollte. Und es ist ja toll, mitraten zu können. Meiner Meinung nach hätte man aber nicht auf das Ende kommen können, was ich irgendwie etwas enttäuschend fand. Dazu ist die Motivation des Täters für mich wieder nicht ganz schlüssig, wirkt stark gewollt, klischeehaft und leider auch etwas ideenlos und konstruiert. Schön ist aber, dass das Ende dann keine Fragen offen lässt und den Leser, zumindest was die Auflösung als solches angeht, befriedigt zurücklässt.

Das Buch kann mit einer starken Grundidee punkten, die Umsetzung fällt dann etwas schwächer aus und wirkt wie ein Autorendebüt. Ich weiß nicht, ob es sich hier tatsächlich um ein Debüt handelt, für mich hat es sich aber wie eines „angefühlt“. Ich sehe in der Autorin aber großes Potential und würde definitiv ein weiteres Buch von ihr lesen wollen!
Würde es sich hier um einen Film handeln, würde ich sagen, dass es wohl nicht für die große Kinoleinwand reicht, aber durchaus das Zeug zu einem soliden TV-Thriller hat.