Erinnerungen

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wal.li Avatar

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Etta will das Meer sehen, nach 83 Jahren endlich. Und eines Tages marschiert sie los. Sie hinterlässt ihrem Mann einen Brief, Rezepte und Anweisungen. Zu beginn ihrer Wanderung trifft sie auf ihren Nachbarn Russell, der sie nicht aufhält. Etta wandert und erinnert sich. Otto wartet und erinnert sich. Etta trifft ein junges Paar, das beinahe annimmt, sie sei tot. Aber sie lebt und sie geht auf die Party. Die Richtung stimmt.

Etwas skurril ist der Beginn dieses Romans, aber sehr anheimelnd. Etta und Otto sind auf ihre Art sehr sympathisch. Wie planvoll Etta handelt, um Otto besorgt und gleichzeitig um ihre Erinnerungen besorgt. Damit sie nicht vergisst, wer sie ist, hat sie sich ihren Namen notiert. Auch Proviant, Wäsche zum Wechseln und eine Waffe hat sie dabei. Gerade so viel, dass sie es tragen kann. Bei einem Weg von mehreren 1000 Kilometern wird das etwas knapp werden. Und zwischendurch immer wieder Erinnerungen, an Ottos große Familie, in der die Kinder durchnummeriert wurden, damit keiner vergessen wurde, an Russells kleine Familie, die eher aus Onkel und Tante bestand, an Ettas Schwester Alma.

Toll, mit welchem Selbstvertrauen und vielleicht auch Sorglosigkeit Etta losmarschiert. Ohne Bedenken, dass sie Entfernung zu viel werden könnte. Auf dem langen Marsch wird sich Ettas Geschichte entfalten. Wie lange sie wohl unterwegs sein wird? Ob sie ihr Ziel erreichen wird? Wie wird sie sich fühlen, wenn sie es geschafft hat? Was machen Otto und Russell in der Zwischenzeit? Irgendwie stelle ich mir herbstliche Wärme und Trockenheit vor, weites hohes Land ohne Hektik, Etta einen Fuss vor den anderen setzend, sich an ihr Leben erinnernd.