Erinnerungen und Träume

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frieda-anna Avatar

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Etta ist über 80 Jahre alt und lebt mit ihrem Ehemann Otto auf dem Land in Saskatchewan/Kanada. Sie hat noch nie das Meer gesehen.
Eines Morgens steht sie auf und läuft los. Ausgerüstet mit einigen notwendigen Dingen, die sie für die lange Reise nach Osten benötigt, um ans Wasser zu gelangen. Ihren Otto lässt sie mit allerhand Zetteln zu Hause zurück, die ihm das alltagspraktische Leben während ihrer Abwesenheit erleichtern sollen.
Sie weiß nicht, wann sie zurück sein wird, und ob sie sich ans Zurückkommen erinnern wird. Etta beginnt dement zu werden. Trotzdem lässt sie sich nicht aufhalten und Otto lässt seine geliebte Etta gewähren.
Ihre Geschichte wird gleichzeitig mit Ottos erzählt. Jeder aus seiner Sicht in der Gegenwart und mit den Erinnerungen von vor über 60 Jahren, als sich beide zum ersten Mal trafen. Russel ist langjähriger Freund und Nachbar der beiden, er liebt Etta von Anfang an. Auch sein Leben, früher und heute, ist Gegenstand des außergewöhnlichen Romans und fließt als dritter Erzählstrang mit ein.
Es gibt erheblich irreale Elemente im Buch, die vielleicht nicht so jedermanns Sache sind.
Etta wird auf ihrer Reise von einem sprechenden Kojoten begleitet, der ihrer Fantasie entsprungen ist und als eine Art Beschützer fungieren soll. Im Laufe der Zeit wird Etta öffentlich, und die Presse interessiert sich für sie. Beim Durchqueren der vielen Städte auf ihrer langen Reise wird sie immer schon von einer großen Fangemeinde erwartet und kommt in alle Zeitungen des Landes. Oft war mir nicht klar, was nun noch Realtität und Hirngespinste, Träume und Wünsche sind, aber das war okay, denn es passte zur Idee und zum Stil der Autorin. Viel eigene Vorstellungskraft war gefragt und Mut zur Lücke, denn es werden nicht alle offenen Fragen beantwortet.
Eine niedliche Geschichte über ein glückliches Paar, einen schicksalhaften Nachbarn, Familienbande und Erinnerungen, Erinnerungen, Erinnerungen.
Um es zu mögen, muss man sich inspirieren lassen. Ein bisschen "confused" haben mich die Sprünge zwischen den Personen der Gegenwart und Vergangenheit gemacht. Die Kapitel waren teils sehr kurz gefasst und ich musste öfters zurückblättern um den Bezug nicht zu verlieren. Das flüssige Lesen war dadurch etwas gestört und hat mich manchmal geärgert. Die Romanidee und die schöne poetische Sprache in Kombination mit viel Humor und Situationskomik haben das allerdings mehr als kompensiert und so wird dieses englischsprachige Buch wohl noch lange in meiner Erinnerung bleiben und Emma Hooper auf der Beobachtungsliste stehen.