Eve - die letzte und erste Frau

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In ‚Eve of Man – Die letzte Frau‘ geht es um Eve, die ‚erste‘ Frau, die nach 50 Jahren nur männlicher Nachkommen geboren wird. Zum Fortbestand der Menschheit soll sie aus einem von drei vorab ausgewählten jungen Männern ihren zukünftigen Ehepartner aussuchen. Doch es kommt anders als gedacht.

Bedingt durch das Rahmensetting, dystopisch und leicht futuristisch angehaucht, hatte ich nach dem Klappentext mehr eine Romanze erwartet. Dieses Buch behandelt zwar auch eine Liebesgeschichte, die zugute der Geschichte jedoch nicht im Vordergrund steht.

In ‚Eve of Man‘ geht es um mehr als nur die richtige genetische Partnerwahl. Es ist eine Welt, die sich die Männer die letzten 50 Jahre über aufgebaut haben. Besser gesagt: die sie zerstört haben. Es leben noch immer Frauen unter ihnen, die aufgrund ihrer Anzahl und des Alters jedoch unterdrückt werden. Diese Welt ist gefährlich für Frauen, denn was macht es mit Männern, die ihrer Natur nach Nähe nicht nachgehen können? Neben dieser Problematik des Verlustes des weiblichen Geschlechts, dreht es sich ebenso um den Konflikt, ob man Eve zum ‚Wohle‘ der Allgemeinheit wegsperren und dazu nötigen darf, für den Fortbestand der Menschheit zu sorgen.

Während die eine Gruppe Eve als Erlöserin, als Retterin sieht und sie beschützt und wohlbehaltet aufwachsen sehen will, fordert die andere Seite ihre Freiheit. Denn Eve wächst in einem separaten Bereich auf, wo kein Mann Zutritt hat. Sie wird von den alten, wenig verbliebenen Frauen großgezogen und auf ihre Aufgabe, Mädchen zu gebären, vorbereitet.

Dieses Schicksal akzeptiert Eve auch anstandslos. Sie sieht ihre Aufgabe nicht als Pflicht an. Bis sie Bram kennenlernt, der nicht zu den drei Auserwählten Männern gehört und an den sie ihr Herz verliert. Sie möchte für das Überleben der Menschheit sorgen, doch nicht so, wie man ihr die Aufgabe auferlegen will. Sie beginn sich gegen das zu stellen, an was sie immer geglaubt hat und von dem sie gedacht hat, es wäre richtig. Leider ging mir dieser Wechsel zu schnell. Eve war am Anfang das liebe, nette Mädchen von Nebenan und das ist auch vollkommen in Ordnung, wenn man sich vor Augen führt, wie isoliert und manipuliert sie aufgewachsen ist. Trotzdem ist mir ihre Charakterentwicklung etwas zu sprunghaft und gewollt herbeigeführt.

Auf der anderen Seite haben wir Bram. Obwohl kein Mann zu Eve Kontakt haben darf, kennt er sie seit seiner Kindheit. An diesem Punkt fließen tolle sci-fi Elemente mit ein. Obwohl Bram nicht abgekapselt aufwächst, ist auch er ein Gefangener im zweifachen Sinne. Er liebt Eve und kann sie nicht haben und er wird genau wie sie für Zwecke missbraucht, mit denen er nicht d‘accord geht. Nicht nur Eve beginnt sich aufzulehnen, Bram macht dieselbe Entwicklung durch, nur in einem anderen Konfliktbereich. Seine Entwicklung gefiel mir wesentlich besser. Was hingegen in seinen Parts zu kurz kam, war das Worldbuilding. Es werden viele Faktoren der Welt angesprochen und angerissen, aber dann links liegen gelassen.

Dadurch hetzt man ein wenig durch die Geschichte und meiner Meinung nach wurde Potential verschwendet. Wo es sich in einigen Teilen zieht, geht es in den anderen zu schnell. Schlag auf Schlag passieren die Geschehnisse und das hatte für mich weniger mit Spannung, als viel mehr mit einem schnellen Abhandeln zu tun. Bis zum Ende des Buches wusste ich nicht, ob dies ein Einzelband oder ein Mehrteiler wird, hatte jedoch aufgrund der zwei Punkte das Gefühl, es handele sich um einen Einzelband. Dem ist nicht so – und deshalb hoffe ich, dass sich die beiden Autoren im nächsten Band auf die offenen Posten stürzen und ihnen Leben einhauchen.

Ich empfehle jedem dieses Buch, der eine seichte Romanze als Nebenstory mag, und ein innovatives, futuristisches Setting, dass sich mit mehreren Thematiken befasst, die zum Nachdenken anregen. Was wäre, wenn die Menschheit vom Aussterben bedroht ist? Sollte man in die Natur eingreifen, oder nicht? Können Genmanipulationen uns wirklich retten, oder machen sie nicht doch alles nur schlimmer? Wie sähe eine Welt aus, in der nur Männer regieren? Bist du bereit einen Menschen für dein eigenes Wohlergehen zu opfern? Ist jeder Mensch nicht gleich viel wert und sollte dieselben Rechte haben?

Ich freue mich trotz der kleinen Schwächen auf den Folgeband und hoffe, dass sie dort wettgemacht werden.