Für Eve!

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Rezension: „Eve of Man (I) – Die letzte Frau“ von Tom & Giovanna Fletcher

Erscheinungsdatum: 23.08.2019
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
Buchart: gebunden
Preis: 18,95 Euro
Seitenzahl: 448
Genre: Science-Fiction, Fantasy

Inhalt:
Eve ist die letzte Frau auf Erden. Der erste und einzige Hoffnungsschimmer seit 50 Jahren. Sie ist die neugewonnene Quelle der Furchtbarkeit, auf die die ganze Welt so lange sehnlich gewartet hat und nun den Fortbestand der Menschheit sichern soll. Bereits als frisch geborener Säugling wird sie den Armen der Eltern entrissen und zum Spielball im Kampf um die Staatsgewalt gemacht.
Eingesperrt in einen hoch technologisierten Turm, wächst sie heran und lebt ein überbehütetes Leben in Isolation wie Rapunzel. Ihr einziger Daseinszweck ist die Reproduktion weiblicher Nachkommen zur Sicherung des Menschheitsbestandes.
Ihre einzige Freundin ist „Holly“, ein eigens für sie digital erstelltes Hologramm, das von unterschiedlichen Piloten von außen gesteuert und verkörpert wird. Einer davon ist Bram, der Sohn eines leitenden Angestellten und Strippenziehers innerhalb des Systems.
Als es bei der Partnerwahl für Eve zu einigen verheerenden Komplikationen kommt, flammen zwischen ihr und der Person hinter „Holly“ aka Bram ungeahnte Gefühle auf, die für beide fatale Folgen nach sich ziehen.
Langsam beginnt die schöne Fassade von Eves Scheinwelt zu bröckeln, als sie zu verstehen beginnt, dass die meisten Menschen um sie herum nur auf ihr eigenes Wohl bedacht sind und in ihr nur ein Experiment sehen, dass auf gar keinen Fall scheitern darf – koste es, was es wolle.

Schreibstil:
Der Roman wird abwechselnd aus der Sicht von Eve und Bram erzählt und gibt so tiefen Einblick in deren Gefühlswelt. Es macht großen Spaß, die Welt durch ihre Augen kennenzulernen und so Anteil an der Entwicklung zu haben, die beide innerhalb des Erzählverlaufes durchmachen. Besonders ihr zartes Anbändeln unter den gegebenen Umständen hat für mich die so steril und kalt wirkende Atmosphäre aufgewärmt. Ich bin sehr gespannt, welches spannende Schicksal sich die Autoren für die beiden in den weiteren zwei Folgebändern ausgedacht haben.
Das Worldbuilding zeichnet einen Planeten Erde, der in einem Roman ein spannendes und unterhaltsames Szenario entwirft, übertragen auf den aktuellen Zustand unserer Welt jedoch erschreckend realistisch auf mich gewirkt hat.

Besonders das dargestellte drastische Gefälle zwischen dem Leben im „Turm“ und „draußen“ in der Realität steht bildlich für ein Gesellschaftsmodell, das bereits heutzutage immer mehr überhandnimmt und für die Zukunft gar nicht so abwegig erscheint.
Der Roman hat mich von Seite 1 gefesselt und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. So sehr habe ich mir die Freiheit für Eve und eine Zukunft für sie und Bram gewünscht. Es war erschreckend zu beobachten, wozu Menschen zur Sicherung ihres eigenen Lebensstandards und zur Erhaltung ihrer Macht fähig sind. Ich habe mich schon sehr früh beim Lesen mit den Libertisten verbunden gefühlt und hab mich selbst schon vor dem Turm mit Plakat in der Hand stehen sehen. Die Aufschrift: „FREE EVE!“.

Fazit:
Für alle Liebhaber von innovativen Dystopien und Gesellschaftskritiken haben wir hier einen gelungenen Auftakt einer Trilogie, der durch ein kreatives Worldbuilding, sympathische Protagonisten und einen spannenden Plot besticht. Einziges Manko: Ich muss jetzt eine Weile auf den zweiten Teil warten und kann nicht sofort weiterlesen.