Kritisch und überraschend direkt - doch nicht klischeeunbelastet

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barbarasbuecherbox Avatar

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Seit fünfzig Jahren gab es auf der Erde kein weibliches Neugeborenes mehr. Anfangs hielt man es für Zufall – es war beinah amüsant, dass keine rosafarbenen Deckchen auf der Neugeborenenstation auszumachen waren. Doch nach mehreren Tagen wurde man nervös. Niemand ahnte, dass dies nur der Beginn einer fünfzig Jahre andauernden Periode sein wird, in der keine Mädchen mehr geboren werden.
Bis Eve zur Welt kommt.
Als einziges Mädchen wächst Eve in einem Schloss aus Glas auf, das sie zu ihrer eigenen Sicherheit nicht verlassen darf. Doch je älter sie wird und je näher sie ihrer Pflicht, die Menschheit zu retten und Mädchen zu gebären, kommt, desto weiter drängen sich Fragen in den Vordergrund. Was passiert draußen in der Welt? Kann Eve die Natur, die sich so offensichtlich von der Menschheit abgewendet hat, wieder in die richtigen Wege leiten?
Und ist es wirklich ein Schloss, in dem Eve lebt – und kein Gefängnis?

Die Prämisse der Geschichte schlägt in die Schneise, die Bücher wie Der Report der Magd oder Die Geschichte der schweigenden Frauen vorgelegt haben. Frauen werden – auch, wenn sie hier als „wertvoll“ bezeichnet werden – ganz ähnlich wie in den anderen Romanen wie Ware behandelt. Kostbar, ja, aber nur in Bezug auf ihr Fortpflanzungsorgan. Das ist natürlich Zündstoff, doch leider haben wir hier natürlich wieder die übliche Problematik, die jedes Jugendbuch aus dem Bereich Phantastik oder Science-Fiction aufweist: die Glaubwürdigkeit.
Denn auch, wenn Eve of Man überraschend brutal ist und bestimmte Dinge, wenn nicht ausspricht, so zumindest andeutet, läuft es letztendlich darauf hinaus, dass zwei 15- oder 16jährige in die Rolle der Anführer schlüpfen und unzählige Erwachsene um sich scharen, die ihnen folgen.

Des Weiteren braucht die Geschichte lange, bis sie wirklich Fahrt aufnimmt und wir begleiten die anfangs noch etwas naive Eve und Bram, der in Form eines Hologramms als Eves Begleiterin und Anvertraute agiert, dabei, wie sie sich ineinander verlieben und auf Grundlage dieser Liebe das System zerstört werden soll. Das ist natürlich typisch für Jugenddystopien und dadurch vielleicht auch kein Kritikpunkt, der übliche Leser stören wird, doch für mich waren diese zwei Punkte leider das, was Eve of Man zu einem Durchschnittsbuch macht.

Fazit: Ein etwas zäher Auftakt einer kritischen Jugenddystopien, die trotz des starken Themas leider die Klischees dieses Genres nicht umschiffen kann.