Eve

Reizvoller Einblick in die Welt Hollywoods

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irislobivia Avatar

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Amor Towles hat mit „Eve“ ein kleines ironisches Meisterwerk verfasst, das einen amüsanten Einblick in die Welt Hollywoods am Ende der 1930er-Jahre gibt. Hier begegnen uns nicht nur wahre Filmlegenden wie Olivia de Havilland, sondern auch korrupte Expolizisten, die als Sicherheitschefs darauf warten, dass ihr finanzielles Stündlein schlägt, Journalisten auf der Jagd nach der skandalösen Story, die so unerhört ist, dass alle Chefredakteure sie ihnen aus der Hand reißen möchten, um ihre Auflage in sensationelle Höhen zu treiben. Nicht zu vergessen die Studiobusse, die ein ähnliches Interesse an den Skandalen haben, allerdings nicht, um sie zu veröffentlichen, sondern, um sie auf immer in geheimen Schubladen verschwinden zu lassen. Amor Towles zeichnet ein interessantes Bild hinter den Kulissen des schönen Scheins, zeigt, wie tief der Einzelne fallen kann, wie schnell der nächste sein Glück macht oder dem Lauf einer Pistole ins Auge schaut. Und inmitten dieser Welt steht Eve, eine geheimnisvolle Blondine, die es mit dem Zug aus New York in die Filmwelt verschlägt. Eine geheimnisvolle, elegante Blondine, deren Vergangenheit und Beweggründe immer im Hintergrund bleiben. Sie hätte das Zeug zum Star, wäre da nicht die lange Narbe, die ihr Gesicht verunziert, ebenso wie das Bein, das sie beim Gehen nachzieht. Eine unnahbare Schöne, deren Geheimnis sich auch im elegant gestalteten Cover des Buchs widerspiegelt. Was will sie hier? Das ist eine Frage, die mehrere der Protagonisten des Romans umtreibt - nur keiner hat darauf wirklich eine Antwort. Warum freundet sich sich ausgerechnet mit Olivia de Havilland an, einem braven Mädchen, das einen Film nach dem anderen dreht und abends mit einem Glas Milch ins Bett geht. Eve ist die Jeanne D‘Arc des Romans, scheinbar weiß sie immer, was zu tun ist, ohne dabei die Contenance zu verlieren. Sie ist unnahbar und herzlich, berechnend und dennoch immer da, wenn ihre Freunde Unterstützung brauchen. Und von denen sammelt sie trotz der Kürze ihres Aufenthaltes eine stattliche Zahl. Amor Towles nimmt uns mit auf eine Reise durch Hollywood, erzählt von Glücksrittern und alternden Schauspielern, hoffnungsvollen Sternchen und ambitionierten Möchtegern-Standmen. Mit einem ironischen Unterton erzählt der Autor seine Geschichten und lässt uns jedes Mal wieder einen Perspektivwechsel vornehmen, denn seine Figuren und ihre Beweggründe sind trotz aller Kürze der Storys gut beschrieben. Lässt man Eve und die in diesem Buch sehr naive Olivia außer Acht. Am Ende fügt sich alles zu einem großen Ganzen und lässt den Leser etwas verblüfft zurück. Amüsant, guter Stil, interessante Storys - das nächste Buch von Amor Towles wartet schon auf mich.