Tiefgründiges Wohlfühlbuch

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Dank Vorablesen durfte ich im April den ersten Teil der „Love and Trust“-Reihe „Everything we had“ von Jennifer Bright lesen. Der Roman ist im Mai 2021 bei Forever Ullstein erschienen und umfasst 352 Seiten.

Offen, optimistisch, lebensfroh – das ist Kate. Bis ein zutiefst traumatisches Erlebnis sie aus der Bahn wirft. Sie bricht das College in London ab und zieht sich zurück. Nur eines hält sie aufrecht: ihr Traum vom eigenen Café. Als sie die Chance bekommt, einen kleinen Laden in London zu mieten, setzt sie alles auf eine Karte. Doch sie hat die Rechnung ohne Aidan gemacht. Der Neffe der Inhaberin möchte das Geschäft in einen Buchladen verwandeln. Um ihren Traum zu verwirklichen, muss Kate mit Aidan zusammenarbeiten. Dabei kommen sie einander gefährlich nahe. Doch Kate kann es sich nicht leisten, dass jemand einen Blick hinter ihre Fassade wirft und entdeckt, dass ihre Seele in Scherben liegt…

Schon in der Leseprobe hat mich dieses Buch sehr überzeugt, sodass ich sogar mein Vorablesen-Wunschbuch dafür ausgegeben habe. Ich wurde nicht enttäuscht.
Die Autorin verwendet durchweg einen wunderbaren Schreibstil. Ich bin nie über ein unpassendes Wort gestolpert. Das Buch liest sich locker und leicht und trotzdem erwachsen. Außerdem vermittelt der Schreibstil genau die Empathie und gefühlvolle Art, die für die wichtigen Themen des Buches gebraucht werden. Gleichzeitig findet man an mancher Stelle sehr humorvoll charmante Szenen.
Generell würde ich „Everything we had“ als totales Wohlfühlbuch mit genügend Tiefe und einer entspannten Grundstimmung beschreiben. Alleine bei den Beschreibungen des gemütlichen Buchcafes habe ich mich ganz wie Zuhause gefühlt. Aufgrund des Schreibstil, aber auch aufgrund der Thematik und der beiden Hauptcharaktere wollte ich gar nicht mehr aufhören zu lesen. Insgesamt ist der Roman eine eigentlich leichte Liebesgeschichte, hat aber trotzdem genügend Dramatik und sensible Themen, dass es nicht zu oberflächlich bleibt.
Ich persönlich finde es sehr wichtig, solche Themen wie sexuellen Missbrauch, Panikattacken und mentale Gesundheit auch in Medien, Büchern etc. zu repräsentieren. Deshalb habe ich mich gefreut, dass diese Vielfalt an schwierigen Themen hier gut verpackt angesprochen wird.
Die Geschichte wird sowohl überwiegend aus der Sicht von Kate, als auch aus der von Aidan erzählt. So erhält man einen tiefgehenden Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der Hauptpersonen. Gerade weil mir z.B. Aidan nicht von Anfang an sympathisch war, merkt man, dass die Protagonisten total realistisch dargestellt sind. Beide haben ihre Ecken und Kanten, ihre Fehler, aber auch ihre liebenswürdigen Seiten. Manchmal hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass die beiden tatsächlich in Wirklichkeit existieren, weil sie so lebensecht beschrieben wurden.
Einen Kritikpunkt habe ich allerdings: leider war „Everything we had“ wie viele Liebesromane sehr vorhersehbar für mich. Ich wurde nicht mehr von dem großen Plotttwist überrascht, weil ich ihn schon Seiten vorher hab kommen sehen. Natürlich kann man das Grundprinzip von Liebesgeschichten als Autor irgendwann nicht mehr neu erfinden, aber trotzdem hätte man die Hinweise auf den Plotttwist vielleicht etwas subtiler verstecken können. Gott sei Dank hat das der Geschichte nicht viel geschadet: der Spannungsbogen war trotzdem so aufgebaut, dass zu keinem Zeitpunkt Langeweile beim Lesen aufkam. Es war immer der Wunsch zum Weiterlesen da.
Zusammengefasst ist „Everything we had“ ein romantischer Wohlfühl-Reihenauftakt. Ich werde die Buchreihe auf jeden Fall weiterverfolgen. Der Liebesroman ist perfekt für Leser, die New Adult Romane lieben und dabei die Tiefgründigkeit nicht missen wollen.