Willkommen im Cosy Corner!

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nathi_taiwan Avatar

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“Everything We Had” erzählt die Geschichte von Kate und Aidan, die gemeinsam das schöne Buchcafé „Cosy Corner“ eröffnen – wenn auch eher unfreiwillig als Team, da jeder von beiden sich erhofft, das Geschäft alleine leiten zu können. Dies führt schnell zu einer sehr angespannten Stimmung zwischen den beiden; und dennoch können die beiden nicht umhin, den Schmerz und die Angst des Anderen zu sehen. Denn sowohl Kate als auch Aidan haben Dinge erlebt, die sie zutiefst erschüttert und verändert haben…

Die Idee, das Setting dieses Romans in einem Buchcafé anzusiedeln, hat mich sofort überzeugt und von Beginn an eine tolle Atmosphäre im Buch kreiert: gemütlich, umsorgt und liebevoll. Das Café ist der Dreh- und Angelpunkt für das Aufeinandertreffen einer Vielzahl von Personen, welches wiederum eine Reaktion an Ereignissen nach sich zieht. Zudem hat es mir – als selbsternannte Backfee – gefallen, dass auch der Arbeitsalltag im Café eine größere Rolle eingenommen hat und ich nach jedem Kapitel in Backstimmung versetzt wurde!

Kate und Aidan waren mir als Charaktere beide sympathisch. Durch die Perspektivwechsel zwischen den beiden konnten auch schnell die gegenseitigen Vorurteile abgebaut werden. Kates mentaler Zustand wurde meines Erachtens sehr authentisch geschildert. Das, was sie miterleben musste, hat deutliche Spuren hinterlassen, die sich in verschiedenen Verhaltensveränderungen bis hin zu Panikattacken äußern. Ich fand es sehr spannend, Kates inneren Prozess und die dazugehörigen Phasen mitzuverfolgen und zu erleben, wie sie sich zurück in ein „normales“ Leben kämpft.
Weniger realistisch und dramaturgisch leicht abgenutzt fand ich hingegen Aidans Hintergrundgeschichte. Hier war mir schon früh klar, worauf diese hinausläuft, die fehlende Originalität hat mich ein wenig enttäuscht; vieles – bspw. der unangekündigte Besuch – wirkten künstlich aufgebauscht. Tatsächlich hätte mir der Roman ohne diese Extraportion Drama besser gefallen – es hätte meiner Meinung gereicht, wenn Aidan einfach "Aidan mit der Buchhandlung" gewesen wäre.
Was die Nebenfiguren in diesem Buch betrifft, so sind viele von ihnen bis zum Schluss sehr blass geblieben. Besonders irritiert hat mich das Verhalten von Kates bester Freundin Zoe (aus dem Vorgängerroman bekannt), die als einzige Kates Geschichte kennt. Zwar hat sie immer ein offenes Ohr für Kate, dennoch war sie die meiste Zeit in ihrer eigenen Wolke des Glücks versunken und hat bis zum Schluss überhaupt nicht verstanden, was sich gerade im Kopf, im Körper, im Leben ihrer besten Freundin abspielt! Dies war für mich stellenweise befremdlich zu lesen.

Fazit: Das Drama mit Aidans Vergangenheit fand ich unnötig und die Nebencharaktere waren mir leider zu farblos, weshalb ich eineinhalb Sterne abziehe. Für das großartige Setting, die schöne Atmosphäre und die Authentizität von Kates Charakter und ihrer Geschichte vergebe ich somit 3,5 Sterne und runde auf 4 Sterne auf!