damals unkonventioneller Frauenroman - heute historische Quelle

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Wir befinden uns im Setting des 20er Jahre. Patricia frönt der Upperclass von New York mit Partys, Drinks und allem was die Goldenen Zwanziger zu bieten haben. Doch genau in dieser Gesellschaft, in der Grenzen nur zu leicht verwischen, beginnt ihre Traumehe mit Peter zu bröckeln. Nach der Trennung ist klar, dass sie sich nun mit dem Titel einer Exfrau - in einer Zeit der erst aufkeimenden Emanzipation - neu definieren darf.

Das Cover ist eine wunderbare Mischung aus klassisch und modern. Die knallige Farbe passt perfekt ins heutige Bücherregal. Gut, dass man nicht zu einem unaufgeregten Einband gegriffen hat. Wird doch bereits durch das Vorwort klar, dass man es mit einem neu aufgelegten Roman zu tun hat.

So bekommt man auch immediat die Möglichkeit die Perspektive der Protagonistin einzuordnen. Denn für sich persönlich kann man zweifellos wenig aus der Handlung mitnehmen.

Alle Protagonisten halten sehr an etablierten Rollenbildern und dem Stellenwert der Heirat fest. Ob diese noch funktionieren könnte wird dabei außer Acht gelassen. Die Stellung der Frau ist durchgängig abhängig von der Anerkennung des Mannes. Auch wenn die ein oder andere Figur daraus nur zu gern auszubrechen versucht, wendet sich diese Erkenntnis bei der kleinsten Hoffnung auf eine Ehe (oder dem Comeback einer solchen) zu toxischem, gar selbstsabotierendem Verhalten. Glaubenssätze und Prestige scheinen nur zu gern mit Zuneigung verwechselt zu werden. Aus heutiger Sicht wirkt es so unzweifelhaft ungesund wie eine Ehe aufgewärmt und auf einen Mann gehofft wird, als letztlich einen konsequenten Schlussstrich zu ziehen. Zwar bleibt diese Einsicht nicht ganz aus, ein emanzipiertes Ende ist dennoch nicht zu erwarten.

Aus der Sicht eines zeitgenössischen Romas der Zwanziger ein durchaus legitimes Bild. Der Mann steht im Fokus – sogar dann wenn Patricia ihr Verhalten legitimieren könnte, denkt sie letztlich eher an seine Scham. Als nicht rezentes Werk also durchaus ein sehr interessanter Einblick in diese gesellschaftlichen Strukturen.

Auch der Schreibstil hat mir gut gefallen. Das Buch liest sich flüssig, es gibt keine zähen Wiederholungen und aufgrund des Entstehungsjahres kann ich einige seichte Längen durchaus verstehen. Der Plot baut sich gut auf, hält einige Überraschungen bereit und ist zumindest im historischen Zusammenhang erfrischend.

Resümierend ist das Buch wohl nicht allgemeingültig genug, um zum Klassiker zu werden. Als unterhaltsame historische Quelle der Anfänge der Emanzipation aber durchaus empfehlenswert.