Ein wiederentdeckter "Skandalroman"

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
niff-naff Avatar

Von

Pat und ihr Mann Peter heiraten jung. Wie bei vielen anderen Paaren ist das Geld zunächst knapp und trotzdem genießen sie das Leben auf Partys mit Freunden und Alkohol. Eine ersten Knacks bekommt die Ehe, als Pat schwanger wird und das gemeinsame Kind auf die Welt bringt, das leider nicht lange überlebt.
Das Leben geht weiter und einige Jahre und Affären später verlangt Peter die Scheidung. Pat ist zunächst wie vor den Kopf gestoßen und möchte die Trennung nicht wahrhaben. Nach und nach versucht sie sich an ihr Leben als Single in New York zu gewöhnen und baut neben diversen (flüchtigen) Männerbekanntschaften auch eine Karriere in der Werbebranche auf…

Was das Besondere an dieser Geschichte ist? Sie ist nicht in der heutigen Zeit geschrieben worden, sondern bereits vor 100 Jahren von der in Vergessenheit geratenen Autorin Ursula Parrott. Als Zeitzeugin kann sie das damalige Lebensgefühl New Yorks in den „Roaring Twenties“ wunderbar einfangen.
Ihr eigenes Leben entsprach selbst nicht ganz den damaligen Konventionen und so ertappt man sich während der Lektüre immer wieder beim Gedanken, wie viel dieses Romans fiktiv und wie viel autobiographisch ist.

Und auch wenn der Roman bereits ein Jahrhundert alt ist, so kommt man nicht umhin festzustellen, wie viele der damaligen gesellschaftlichen Normen auch in der heutigen Zeit noch eine große Rolle spielen. Eine unverheiratete – bzw. noch „schlimmer“: geschiedenene! – Frau, die mehrere Affären hat, sich eine erfolgreiche Karriere aufbaut und schlussendlich doch immer wieder versucht, die ihr von der Gesellschaft zugedachte Rolle als Ehefrau zu erfüllen. Ist die Gesellschaft seit 1924 hier wirklich schon weiter gekommen?

Bei der ersten Veröffentlichung in den 1920-ern sorgte der Roman für einen Skandal - soweit wird es heutzutage sicher nicht mehr kommen.
Aber dennoch regt er dazu an, sich Gedanken über die gesellschaftliche Rolle der Frau zu machen und wie sehr sich diese in den vergangenen einhundert Jahren (nicht) verändert hat.