Auskörperung

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majandra Avatar

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1) Inhalt

Claire muss eines Tages unvermittelt mitansehen, wie ihr Ehemann Finn überfallen und getötet wird. Während sie hinaus auf die Straße stürzt, um ihm zu Hilfe zu eilen, wird sie von einem Auto angefahren und ebenfalls getötet. Anstatt aber damit den Schlusspunkt zu setzen, erwacht sie plötzlich wieder und befindet sich in einer Gruppe von Leuten, die sie mit „Anastasia“ ansprechen. Als LeserIn stellt man schnell fest, dass Claire in einen anderen Körper übergegangen ist – den der Selbstmörderin Lene von Bechmann. Claire braucht mit dieser Erkenntnis etwas länger als die Leute, die sie umgeben, weshalb diese versuchen, sie töten, als sie den „Unfall“ bemerken. Claire kann jedoch flüchten und stellt langsam fest, dass ihre Seele gewandert ist. Sie taucht nicht nur in das Leben von Lene und ihrer Familie ein, sondern auch in die mystischen und geheimnisvollen Zwischenwelten und Machenschaften der Seelenforscher und Wandelwesen. Wohin das alles führen soll, bleibt allerdings offen.

2) Sprache / Stil

Markus Heitz gelingt es in seinem Buch, von Anfang an Spannung aufzubauen. Das gelingt nicht nur durch den Inhalt, der von den ersten Seiten weg Fragen aufwirft, Geheimnisse erzählt, Action bietet und Nervenkitzel bereithält, sondern auch durch die Sprache und seinen Stil. Die Protagonisten und auch die Geschehnisse rundum werden detailliert und realistisch beschrieben, sodass man sich gut in einzelne Personen hineinversetzen kann. Obwohl die Handlung eine Fantasy-Handlung ist, wirkt sie glaubhaft und nachvollziehbar. Spannung erzeugt der Autor außerdem durch schnell wechselnde Schauplätze und die Tatsache, dass man auch als LeserIn ständig hin- und hergerissen wird und natürlich wissen will, wie die einzelnen Erzählstränge weitergehen.

3) Kritik

Besonders spannend erscheint mir der Titel des Werks: Exkarnation. Bekannt ist schließlich die Inkarnation als Wiedergeburt oder als das Einfahren in einen Körper. Hier ist genau das Gegenteil gemeint, obwohl es sich im engeren Sinne durchaus um eine Wiedergeburt handelt. Dennoch ist gerade dieser Titel besonders spannend, da schon hier die Thematik der Seelenwanderung und damit auch des Verlassens eines Körpers angesprochen wird.

Obwohl das Cover sehr ansprechend gestaltet ist, wirft doch der Totenkopf einige Interpretationsmöglichkeiten auf. Beispielsweise ist der Sitz der Seele möglicherweise im Kopf oder im Gehirn zu suchen. Auch ein Hinweis auf die Geheimbünde oder die schlichte Präsenz des Todes oder des Grauens in Heitz’ Thriller könnten damit angedeutet werden. In jedem Fall macht schon das Cover Freude auf die Handlung und ist daher gut gelungen.

Das Ende ist einerseits unbefriedigend, da viele Fragen offen bleiben, andererseits jedoch auch gerade deswegen besonders spannend, da man so einen weiteren Teil erwarten kann – und zwar mit Neugierde, Vorfreude und großer Spannung.

Besonders beeindruckend ist die Tatsache, dass Markus Heitz zahlreiche Nebenhandlungen und Konzepte in sein Werk einbaut. Beispielsweise erhält jeder Seelenwanderer bei jeder Wanderung eine neue Fähigkeit, durch die der Autor beweist, dass seiner eigenen Fantasie ebenfalls keine Grenzen gesetzt sind. So ist es immer wieder spannend, während des Lesens auf eine neue Fähigkeit einer Person oder Idee des Autors zu stoßen.

Man sollte allerdings keine schwachen Nerven haben, da grausige Vorkommnisse vom ersten Moment an (Selbstmord von Lene, Unfalltod von Claire, …) detailliert und ohne Rücksicht geschildert werden.

4) Empfehlung

Das Buch ist absolut für LeserInnen empfehlenswert, die den Stil des Autors mögen und sich Fantasygeschichten hingeben wollen! Aber auch, wenn man weniger mit Fantasy am Hut hat, kann man die Spannung, die in dem Buch aufgebaut wird, nur schwer ignorieren. Wirklich lesenswert!